Mittwoch, 14. März 2018

Razzia gegen »Osmanen«


Türkisch-nationalistische Rockergruppe im Visier der Ermittler

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Polizeibeamte beobachteten am 25. Januar 2016 in Neuss (Nordrhein-Westfalen) ein Treffen der »Osmanen Germania«. Bereits im vergangenen Jahr kam es zu Verhaftungen führender Mitglieder der Rockergruppe. Ihnen werden u.a. versuchter Mord und räuberische Erpressung vorgeworfen
Es war eine gemeinsame Aktion der Ermittlungsbehörden mehrerer Bundesländer, angeordnet vom Bundesinnenministerium: Am Dienstag morgen wurden in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg mehrere Objekte der Rockergruppe »Osmanen Germania« durchsucht. Ein überfälliger Schritt, findet die Linke-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen. Seit Monaten gibt es Belege, dass Führungsmitglieder der Vereinigung von einem Abgeordneten der in der Türkei regierenden AKP-Partei und Vertrauten von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan Geld erhalten haben – und Hinweise darauf, dass davon Schusswaffen gekauft wurden. Das ZDF-Magazin »Frontal 21« hatte im Dezember darüber berichtet.
Wie der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag aus Anlass der Razzien mitteilte, besteht der »dringende Verdacht«, dass Zweck und Tätigkeit des Vereins »den Strafgesetzen zuwiderlaufen«. Laut Polizei durchsuchten allein in NRW 800 Beamte 41 Wohnungen in mehr als 20 Städten. Beschlagnahmt wurden Kutten, Datenträger, Schriftstücke, aber auch Waffen und Drogen. Die Maßnahmen sollten der Aufklärung von Vereinsstrukturen und Aktivitäten dienen, hieß es von seiten der Polizei. Um die Durchsetzung eines Vereinsverbots gehe es aber nicht. In Hessen wurden zehn Objekte durchsucht, in Baden-Württemberg acht Wohnungen und Lokale sowie Räume in den Justizvollzugsanstalten Offenburg und Stuttgart-Stammheim. Dort sitzen acht mutmaßliche »Osmanen« in Untersuchungshaft, darunter drei aus der Führungsebene. Ab dem 26. März müssen sie sich vor Gericht verantworten. Ihnen wird unter anderem versuchter Mord, versuchter Totschlag, räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Zwangsprostitution und Zuhälterei vorgeworfen.
Der Verein habe in der BRD etwa 300 Mitglieder und gebe vor, Jugendliche von der Straße holen zu wollen, erklärte das Bundesinnenministerium. Tatsächlich liege der Zweck in der »gewalttätigen Gebiets- und Machtentfaltung« sowie in der Selbstbehauptung gegenüber konkurrierenden Gruppierungen. Die Linke-Politikerin Dagdelen erklärte am Dienstag in Berlin, die Razzia sei ein »Schritt in die richtige Richtung«. Die »Schlägertruppe« müsse »angesichts der erdrückenden Faktenlage verboten werden«, forderte sie. (dpa/AFP/jW)

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