Samstag, 16. September 2017

Wahlkämpfer des Tages: PFLP

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Juhu, der sich müde dahinschleppende Wahlkampf hat endlich einen Aufreger! Radikale palästinensische Terroristen schicken sich an, den Reichstag zu erobern! Das Entsetzen eint den Grünen Volker Beck, RT deutsch und N-TV, die Jüdische Allgemeine und Haaretz. Sie sehen schon grimmige Araber mit Sprengstoffgürtel vor sich, die es sich auf der Regierungsbank bequem machen. »Als terroristisch eingestufte palästinensische Organisation nimmt an Bundestagswahl teil«, behauptet die deutsche Internetseite des russischen Staatssenders RT, und bei der inzwischen zur Funke-Mediengruppe gehörenden Berliner Morgenpost heißt es ganz ähnlich: »Terrororganisation tritt zur Bundestagswahl an.«
Nein, tut sie nicht. Ein kleines bisschen Recherche hätte den schönen Aufreger versaut. Es geht darum, dass die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (­MLPD) ihren Wahlkampf diesmal mit dem Zusatz »Internationalistische Liste« führt, weil sie vor allem von einer ganzen Reihe türkischer Migrantenorganisationen unterstützt wird. Aber auch »Sympathisanten der PFLP«, der Volksfront für die Befreiung Palästinas, werden als Unterstützer genannt.

Ein Wahlbündnis ist das nicht und schon gar keine Bundestagskandidatur einer »Terrororganisation«. Aber es reicht, damit die Medienmeute in hektische Aufregung verfällt. Dabei ist unklar, ob man in der PFLP-Zentrale überhaupt etwas davon weiß – oder ob die »Sympathisanten« (das kann ja im Grunde jeder sein) auf eigene Faust gehandelt haben. So ein Pech hatte die ­MLPD nämlich schon mit der syrisch-kurdischen PYD, die ursprünglich auch auf der Unterstützerliste stand, nun aber nicht mehr: »Der Grund ist, dass die PYD generell keine Empfehlung zur Wahl einer Partei oder Liste ausspricht«, heißt es auf der ­­MLPD-Seite. Doch nun freut man sich im Gelsenkirchener Hauptquartier erst mal über die unverhoffte Aufmerksamkeit.

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