Montag, 14. August 2017
Zuckerbrot und Peitsche: AfD-Verein will Beschäftigte und Rentner mit sozial gefärbter Marktrhetorik ködern
Neue Studie: Wer wählt Rechtspopulisten? Erfahrung von Unsicherheit
und Kontrolle im Arbeitsleben sowie Zukunftssorgen wichtige Faktoren
"... Menschen, die befürchten, dass es ihnen und ihren Kindern künftig
schlechter gehen wird oder die der Meinung sind, dass auf mehreren
Ebenen über sie hinweg entschieden wird, neigen überdurchschnittlich
häufig der AfD zu. Das gilt insbesondere mit Blick auf das
Arbeitsleben und für Beschäftigte, die Überwachung und Kontrolle am
Arbeitsplatz erleben. Gewerkschaftsmitglieder sind davon im gleichen
Maße wie Nichtmitglieder betroffen, zeigt eine von der
Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie auf der Basis neuer
repräsentativer Befragungsdaten. (...) Die Forscher weisen erstmals
nach, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen der Mitgliedschaft in
einer Gewerkschaft und der Wahrscheinlichkeit, AfD zu wählen. Das
bedeutet: Bei gleicher Ausgangslage verschiedener Personen (jeweils
gleiches Einkommen, berufliche Position, Bildungsabschluss, Alter,
Geschlecht und Wohnsitz in Ost- bzw. Westdeutschland) macht es bei der
Wahrscheinlichkeit, AfD zu wählen, keinen Unterschied, ob jemand
Gewerkschaftsmitglied ist oder nicht. Wer sich in seiner Gewerkschaft
aktiv engagiert, neigt signifikant seltener Rechtspopulisten zu als
wer dies nicht tut – so wie andere ehrenamtlich Engagierte auch.
Gewerkschaftsmitglieder sind besonders sensibel für
Gerechtigkeitsfragen am Arbeitsplatz: Ob sie gemäß ihrer Qualifikation
beschäftigt sind oder nicht, ob sie sich den Veränderungen ohnmächtig
gegenüber stehen sehen und auch die erlebte Überwachung und Kontrolle
am Arbeitsplatz beeinflusst ihre Entscheidung, AfD zu wählen oder es
in Erwägung zu ziehen, in stärkerem Maße als bei
Nicht-Gewerkschaftsmitgliedern..." Pressemitteilung der
Hans-Böckler-Stiftung vom 9. August 2017
https://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/106575_110284.htm
Sie bezieht sich auf das Working Paper der Hans Böckler Stiftung Nr.
044 vom August 2017 (pdf): "Einstellung und soziale Lebenslage - Eine
Spurensuche nach Gründen für rechtspopulistische Orientierung, auch
unter Gewerkschaftsmitgliedern" von Richard Hilmer, Bettina
Kohlrausch, Rita Müller-Hilmer und Jérémie Gagné (60 Seiten)
https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_044_2017.pdf
Aber bitte nicht eine wichtige Aussage der Studie vergessen, die da
lautet: "Wer sich in seiner Gewerkschaft aktiv engagiert, neigt
signifikant seltener Rechtspopulisten zu als wer dies nicht tut. – so
wie andere ehrenamtlich Engagierte auch." Also bitte weniger
gewerkschaftliche Stellvertreterpolitik und mehr Kampf an der Basis,
besonders mehr Streiks - am besten endlich auch politische Streiks,
weil es halt der neoliberale Gesetzgeber nicht von sich aus macht. Das
hilft laut Studie und beseitigt das Gefühl von Ohnmacht.
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