Sonntag, 18. Juni 2017

Sexuelle Erpressung im Migrationsprozess: "Männer bezahlen mit Geld, Frauen, mit ihrem Körper"

Wir dokumentieren an dieser Stelle eine inoffizielle Übersetzung eines, am 11.06.2017 auf ODIO DE CLASE publizierten Artikels.
Sexuelle Erpressung im Migrationsprozess: "Männer bezahlen mit Geld, Frauen, mit ihrem Körper"
migrantes mujeres INM
Von Beatriz Ríos
Sarah war gezwungen, einen Beamten zu bezahlen um einen Flüchtlingsstatus in Südafrika zu erlangen, syrische Familien in Deutschland sind gezwungen, zusätzlich das doppelte, der bereits von der Regierung bezahlten Miete für eine Wohnung zu bezahlen, Migranten in Libyen zahlen den Menschenhändlern eine Sondervergütung mit ihrem Körper ... Die Korruption ist ein entscheidender Faktor bei der Migration, sowohl im Herkunftsland, als auch auf dem Weg und dann an dem Ziel.
Über die Auswirkungen der Korruption auf Migrationsprozesse und die besondere Gefährdung von Frauen und Mädchen, in diesem Zusammenhang haben Experten aus verschiedenen Organisationen während der Europäischen Entwicklungstage gesprochen, welche in diesen Tagen in Brüssel stattfinden.
Je größer die rechtlichen Schwierigkeiten bei der Migration, desto größer ist der Gewinn für Händler und desto größer ist die Gefahr für Migranten alle Arten von Missbrauch zu leiden. Und in diesem spielt Korruption eine wesentliche Rolle. Erstens, weil solange es keine sicheren Wege zu den Zielländern gibt, werden Migranten weiterhin ihr Leben in die Hände von Menschenhändlern geben, sind sie bereit Schmiergelder zu zahlen ... Zweitens weil einmal in dem versprochen Land angekommen, sind diese Leute in einer Situation der Gefährdung, die die Ausbeutung ermöglicht und die Korruption des Systems befeuert. Oft werden sie gezwungen zu Zahlen um Leistung zu erhalten, auf die sie in der Theorie das Recht haben. Die Forscherin Ortrun Merkle, der Universität der Vereinten Nationen, behauptet, dass diese Praxis vor allem in Südeuropa üblich ist.
Merkle arbeitet an einer Untersuchung über die Korruption als Schlüsselfaktor im Migrationsprozess. Nach Angaben der Forscherin, verlassen nicht wenige Migranten ihre Länder "bewusst wegen der Korruption" und die meisten verzichten genau deshalb darauf in ihre Heimatländer zurückzukehren.
Die Korruption kann aus vielen Gründen ein bestimmter Faktor sein, sie erzeugt unsichere politische und soziale Situationen, insbesondere während bewaffneter Konflikte, aber auch durch strukturelle Vetternwirtshaft, welche in vielen Ländern herrscht. Und zweitens wenn die Korruption die Kräfte der Strafverfolgung und das juristische System bestimmt. Wenn die Institutionen die die Bürger schützen müssen nicht funktionieren, erzeugen sie einen feindlichen Umgang und Verstöße gegen die Menschenrechte, "was die Minderheiten zwingt zu fliehen"
Darüber hinaus kann die Korruption auch indirekte Auswirkungen auf die Bürger haben, zum Beispiel, wenn illegale Aktivitäten zu Naturkatastrophen oder Hungersnot führen. Ein korruptes System könnte auch ein abschreckender Faktor für Migration sein. Wenn der Zugriff auf Reisedokumente oder Visa unmöglich ist, ohne Schmiergelder zu zahlen. Diese Praktiken erhöhen Ungleichheit und fördern auch die illegale Migration.

"SEXTORTION": der weibliche Körper als Schlachtfeld
48% der Migranten im Jahr 2015 waren Frauen. Sie wurden im Migrationsprozess, mehr Gewalt ausgesetzt als Männer und eine der häufigsten Erscheinung ist die "SEXTORTION".
Die "SEXTORTION", erklärt die Forscherin Ortrun Merkle ist eine Form der Korruption, die den Körper der Frau zu einem bloßen Objekt zum Austausch von Gefälligkeiten macht. "Während Männer mit Geld bezahlen, zahlen Frauen mit ihrem Körper", erklärt die Forscherin. Die besondere Gefährdung von Frauen besteht darin, dass viele von ihnen allein reisen, "ohne die Zustimmung der Familie und damit ohne Ressourcen".
Diese Situation wird besonders schwierig, wenn keine legalen Wege existieren, dadurch, dass es in vielen Ländern Frauen nicht erlaubt ist alleine zu reisen. Die "SEXTORTION", obwohl in verschiedenen Umgebungen wiederholt ist besonders relevant in den Grenzgebieten, wo die Wachen sexuelle Gefälligkeiten im Gegenzug zum Durchlass fordern.
Auch Schleuser beanspruchen eine zusätzliche Zahlung mit ihrem Körper und bedrohen auch die Familien der Opfer, wenn sie diese nicht tun was sie verlangen. Marwa Fatafta, Vertreter von Transperancy International, erklärt, dass die "SEXTORTION" die höchste Form der ans Geschlecht geknüpften Korruption ist. Es ist eine Form von Korruption, weil sie zwei Komponenten hat: die Forderung eines sexuellen Gefallen (entweder physisch oder in Form des Verlangens von Bildern) und den Missbrauch einer Position der Autorität um es zu verlangen.
Fatafta behauptet, dass, obwohl es eine weit verbreitete Praxis in verschiedenen Umgebungen ist, es auch ein verstecktes Verbrechen ist. Versteckt, weil die Opfer, gekennzeichnet durch das Stigma der sexuellen Aggression oder verängstlichtdurch den Mangel an Schutz von den Behörden, diese Verbrechen kaum öffentlich denunzieren. "Es gibt keine sicheren Wege für die Frauen, darüber zu sprechen, was sie erlebt haben und sie haben auch Angst vor möglichen Repressalien unterschiedlicher Art und Weise", erklärt die Vertreterin von Transparency International.
Deswegen stimmen Marwa Fatafta und Ortrun Merkle darüber überein, dass die Definition von "SEXTORTION" sowohl praktisch, als auch deren Aufnahme in das Rechtssystem, der Schlüssel zur Lösung des Problems ist. Etwa in dem, eine internationale Vereinigung von Richterinnen zu diesem Zeitpunkt daran arbeitet. Es ist erwähnenswert, dass, obwohl diese Form der Korruption ein starkes Zeichen des Geschlechts trägt, auch Jugendliche und Kinder betroffen sind, sie sind noch anfälliger dafür.

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