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Geschichte, Theorie und Realität eines ideologischen Gemäldes.
Die Ideologie des Familismus (oder auch Familialismus), die die
gesellschaftliche Organisationsnorm aus dem Konzept einer "Idealfamilie"
ableitet, prägt seit Jahrhunderten Politik und Sozialstruktur in
Deutschland und in anderen westlichen Ländern wesentlich mit. Familismus
hat einen Ausgangspunkt, der schon immer nur für einen Bruchteil der
Bevölkerung praktische Relevanz hatte: die Familie. Sie gibt es heute
ebenso wenig, wie es sie je gegeben hat. Und schon gar nicht war sie zu
allen Zeiten die bürgerliche Kleinfamilie, wie wir sie heute kennen.
Familismus ist eine Spielart des Antifeminismus, denn nach der
familistischen Ideologie herrschen in der heterosexuellen Kleinfamilie,
die immer aus Vater, Mutter und Kind(ern) besteht, komplementäre
Rollenaufteilungen entlag der Geschlechterlinien. Die Ideologie der
"Familie als Keimzelle der Gesellschaft" ist immer auf den Nationalstaat
bezogen. Sie führt unweigerlich zur Diskriminierung von Individuen und
Gruppen, die diesem Bild nicht entsprechen. Angesichts der "neuen"
rechtspopulistischen AkteurInnen hat sie Hochkonjunktur. Was ist dagegen
zu tun? Darüber sollten wir diskutieren.
Dr. Gisela Notz, freie Autorin, Sozialwissenschaftlerin und
Historikerin, Berlin. Gisela Notz war von 2004 bis 2010
Bundesvorsitzende von pro familia. Zum Thema hat sie das Buch: Kritik
des Familismus. Theorie und soziale Realität eines ideologischen
Gemäldes geschrieben, das 2015 in der Reihe thorie org des
Schmetterlings-Verlages in Stuttgart erschien. Seit 15 Jahren bringt sie
den historischen Wandkalender "Wegbereiterinnen" heraus. |
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