Film: Der andere Blick - Die staatliche Filmdokumentation der DDR
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Zwischen 1970 und
1986 bestand am Staatlichen Filmarchiv der DDR die Filmproduktionsgruppe
"Staatliche Filmdokumentation" - kurz SFD. Ihre Aufgabe war es, das
Leben in der DDR für nachkommende Generationen zu dokumentieren.
Insgesamt entstanden etwa 300 dokumentarische Filme, die in der
Öffentlichkeit nahezu unbekannt blieben, weil sie sofort nach ihrer
Fertigstellung als Sperrfilme ins Archiv kamen. Die Filmgruppe hatte
u.a. den Auftrag, auch solche Bereiche der DDR-Gesellschaft zu
dokumentieren, die sonst nicht zu sehen sein sollten. Während Kino und
Fernsehen in ihren Filmproduktionen häufig gezwungen waren, unerwünschte
Themen auszulassen, hatte die SFD das Privileg, in Bereichen zu drehen,
die weitgehend tabuisiert waren.
Bemerkenswert ist z.B. Veronika Ottens Film "Berlin Milieu.
Ackerstrasse" von 1973, in dem die Redakteurin das Leben von Berlinern
porträtiert, die direkt im Grenzgebiet leben und über den Alltag an der
Mauer berichten. Besonders ausführlich dokumentierte die Staatliche
Filmdokumentation den Verfall der Altbausubstanz und die Probleme der
staatlichen Wohnungspolitik. Zu sehen sind zum Beispiel Wohnungsbesetzer
und andere Mieter, die - trotz Wasserschäden und Schimmelbefall -in
gesperrten Altbauwohnungen lebten. Zum festen Repertoire der SFD
gehörten darüber hinaus Personenporträts über Künstler und Politiker.
Karl Mewis, der SED-Bezirkssekretär aus Rostock schildert zum Beispiel
die Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft. Die SFD dokumentierte
ausserdem eine grosse Vielfalt von alternativen Lebenswelten in der DDR.
Dazu zählen Filme über unverheiratete Paare mit Kindern, über die
Pflege und die Einsamkeit alter und kranker Menschen oder ein Porträt
über einen kirchlichen Anhänger der Friedensbewegung in der DDR.
Heute bieten die Filme der Staatlichen Filmdokumentation einen
anderen Blick als den gewohnten auf die DDR der 1970er und 1980er Jahre.
Sie sind dadurch eine aussergewöhnliche filmische Quelle zur
DDR-Geschichte. |
veranstaltet von Hannah-Arendt-Institut an der TU Dresden
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