Sonntag, 14. Mai 2017

Dresden, Dienstag 23. Mai 2017

20.00 Programmkino Ost Schandauer Str. 73
Film: Der andere Blick - Die staatliche Filmdokumentation der DDR
       Zwischen 1970 und 1986 bestand am Staatlichen Filmarchiv der DDR die Filmproduktionsgruppe "Staatliche Filmdokumentation" - kurz SFD. Ihre Aufgabe war es, das Leben in der DDR für nachkommende Generationen zu dokumentieren. Insgesamt entstanden etwa 300 dokumentarische Filme, die in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt blieben, weil sie sofort nach ihrer Fertigstellung als Sperrfilme ins Archiv kamen. Die Filmgruppe hatte u.a. den Auftrag, auch solche Bereiche der DDR-Gesellschaft zu dokumentieren, die sonst nicht zu sehen sein sollten. Während Kino und Fernsehen in ihren Filmproduktionen häufig gezwungen waren, unerwünschte Themen auszulassen, hatte die SFD das Privileg, in Bereichen zu drehen, die weitgehend tabuisiert waren.
Bemerkenswert ist z.B. Veronika Ottens Film "Berlin Milieu. Ackerstrasse" von 1973, in dem die Redakteurin das Leben von Berlinern porträtiert, die direkt im Grenzgebiet leben und über den Alltag an der Mauer berichten. Besonders ausführlich dokumentierte die Staatliche Filmdokumentation den Verfall der Altbausubstanz und die Probleme der staatlichen Wohnungspolitik. Zu sehen sind zum Beispiel Wohnungsbesetzer und andere Mieter, die - trotz Wasserschäden und Schimmelbefall -in gesperrten Altbauwohnungen lebten. Zum festen Repertoire der SFD gehörten darüber hinaus Personenporträts über Künstler und Politiker. Karl Mewis, der SED-Bezirkssekretär aus Rostock schildert zum Beispiel die Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft. Die SFD dokumentierte ausserdem eine grosse Vielfalt von alternativen Lebenswelten in der DDR. Dazu zählen Filme über unverheiratete Paare mit Kindern, über die Pflege und die Einsamkeit alter und kranker Menschen oder ein Porträt über einen kirchlichen Anhänger der Friedensbewegung in der DDR.
Heute bieten die Filme der Staatlichen Filmdokumentation einen anderen Blick als den gewohnten auf die DDR der 1970er und 1980er Jahre. Sie sind dadurch eine aussergewöhnliche filmische Quelle zur DDR-Geschichte.
veranstaltet von Hannah-Arendt-Institut an der TU Dresden

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