Rassismusvorwurf der Betroffenen gegen Bonner Beamtin bei Beschwerdestelle eingegangen / Videoaufnahmen gesichert
Foto: dpa/Frank Rumpenhorst
Stimmen die Vorwürfe, hat der polizeiliche Umgang mit
sexualisierten Übergriffen in Köln nach der Silvesternacht eine
rassistische Schlagseite bekommen.
Eine
junge Frau gibt an, an Weiberfastnacht zusammen mit drei Freundinnen
verprügelt und dabei sexistisch beschimpft worden zu sein. Die Polizei in Bonn, Wohnstadt der Betroffenen, habe bei der Aufnahme der Anzeige nach der Nationalität der Täter gefragt,
dabei sei mehrmals das Beispiel »Nordafrikaner« gefallen.
Gegenüber »nd« äußerte die Betroffenen den Vorwurf, die Polizistin habe
es mit der Weiterverarbeitung der Anzeige nicht so eilig gehabt,
nachdem klar wurde, dass die Männer weiß gewesen seien. Die Bonner
Polizei kündigte nun Aufklärung an.
Auf »nd«-Anfrage ließ die Polizei am Montag zunächst verlauten, es
sei nicht möglich, den Vorfall zeitnah zu klären, da im Rheinland
schließlich Karneval gefeiert werde. Der für den kommenden Tag
angekündigte Rückruf erfolgte nicht, telefonisch war die Polizeistelle
bis Mittwochnachmittag nicht mehr erreichbar – während einige männliche
Nutzer im Netz bereits die Frage verbreiteten, ob sich der Vorfall
überhaupt so ereignet habe. Schließlich sei die einzige Quelle »nichts
weiter als der Bericht einer Frau«. Aufgrund von sexistischen
Hasskommentaren musste die Redaktion den Link zu dem Facebook-Bericht
der Betroffenen entfernen. Auch die »nd«-Autorin des Berichtes wurde mit
dem Vorwurf angegangen, ihr sei wohl selbst »zuviel an die Pussy
gegrabbed worden«.
Am Mittwochnachmittag schließlich erreichte die »nd«-Redaktion eine
Antwortmail des Bonner Polizeisprechers Robert Scholten: Die
Videoaufnahmen aus der Kölner U-Bahn-Station, in der der Vorfall sich
ereignete, seien zeitnah von der Bonner Polizei angefordert worden. Die
zuerst über die sozialen Medien erfolgte »Darstellung zu den Umständen
der Anzeigenaufnahme« – sei »Gegenstand einer Eingabe an das hiesige
Beschwerdemanagement«. Die Abklärung stehe noch aus.
Die Polizei äußerte sich auch zum Zeitpunkt der Weiterleitung
der Anzeige an die Kölner Kollegen. Die Anzeige sei am Tag nach der Tat
aufgenommen worden, also am Freitag, den 24. Februar. Am 28. Februar –
Dienstag – sei sie nach Köln übersandt worden.
Die Bedenken der Betroffenen, das Videomaterial könnte erst nach der
Löschfrist von 48 Stunden eingefordert worden sein, haben sich damit
nicht bestätigt. Der Eindruck, dass die Polizei es während der
Karnevalstage mit der Weitergabe von Anzeigen wegen sexualisierter
Gewalt nicht so eilig habe, wenn es sich bei den Tätern um Weiße – und
damit mutmaßlich nicht um Nordafrikaner – handelte, konnte nicht
widerlegt werden.
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