Sonntag, 5. März 2017

Das Protektorat als Republik verkleidet

„Die Vereinigten Staaten erklären hiermit, dass sie weder den Wunsch noch die Absicht haben Souveränität, Gerichtsbarkeit oder Herrschaft über besagte Insel auszuüben, ausgenommen für ihre Befriedung und bestätigen ihre Entschlossenheit, wenn diese erreicht ist, sie dem Volk der Insel die Regieurng und die Herrschaft über die Insel überlassen“.

kuba_protektorat_bearbeitet-1Platt Amendment.

 

Am 25. Februar 1901 legte der Kongressabgeordnete Orville Platt im Senat der Vereinigten Staaten einen Änderungsantrag hinsichtlich der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba vor

Autor: Pedro Antonio García 

Quelle: Granma vom 2. März 2017

Die Sprengung des Schlachtschiffs Maine im Hafen von Havanna lieferte den Vereinigten Staaten den Vorwand im 95er Krieg zu intervenieren und sich den Traum von der Aneignung Kubas zu erfüllen. Aber der Argwohn gewisser europäischer Mächte zwang sie zur Mäßigung und brachte mit sich, dass sie ihr Vorhaben unter einem humanitären Mäntelchen versteckten. So kam es, dass in der Gemeinsamen Resolution vom 20. April 1898, einer wahrhaften Kriegserklärung an Spanien, es heuchlerisch heißt, „dass das Volk der Insel Kuba de jure frei und unabhängig sein soll“.
In dem erwähnten Dokument erreicht die Doppelzüngigkeit gigantische Ausmaße: „Die Vereinigten Staaten erklären hiermit, dass sie weder den Wunsch noch die Absicht haben Souveränität, Gerichtsbarkeit oder Herrschaft über besagte Insel auszuüben, ausgenommen für ihre Befriedung und bestätigen ihre Entschlossenheit, wenn diese erreicht ist, sie dem Volk der Insel die Regierung und die Herrschaft über die Insel überlassen“.
Aber sehr bald konnte man den Unterschied zwischen dem was gesagt und dem was schließlich gemacht wurde, erkennen. Im Vertrag von Paris (Dezember 1898) wurden die Mambises von den Verhandlungen ausgeschlossen und im Text des Vertrags, in dem die größte Antilleninsel zu einer Kriegsbeute reduziert wird, ist von Unabhängigkeit keine Rede mehr. Kuba wurde während der Besetzung durch die Vereinigten Staaten als ein feindliches besetztes Land behandelt. Aber als ihnen bewusst wurde, dass die Annexion der Insel wegen des nach Unabhängigkeit strebenden Geistes der Kubaner nicht durchführbar war, griff Washington zum Neokolonialismus.
Um das zukünftige unabhängige Kuba mit einer Magna Charta auszustatten, wurde eine verfassungsgebende Versammlung einberufen. Am 25. Februar 1901, vier Tage nachdem dieses Organ seine Arbeit in Havanna beendet hatte, legte der Kongressabgeordnete Orville Platt im Senat der Vereinigten Staaten einen Änderungsantrag vor, wie die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba auszusehen hätten. Neben anderen kontroversen Abschnitten steht darin, dass das Imperium des Nordens sich das Recht aneigne, immer dann, wenn man es für notwendig erachte, in Kuba zu intervenieren. Außerdem musste Kuba Teil seines Territoriums abtreten, damit der Nachbarn im Norden dort Marinebasen und Kohlelager errichten konnte.
Nachdem das interventionistische Dokument von den Senatoren des Imperiums verabschiedet worden war, wurde es ohne irgendeine Änderung am 1. März vom Repräsentantenhaus ratifiziert und am Tag darauf vom Präsidenten Mc Kinley zum Gesetz erklärt.
Vierundzwanzig Stunden später teilte man der kubanischen Verfassungsgebenden Versammlung mit, dass das Platt Amendment als Zusatz der Verfassung der zukünftigen Republik angefügt werden müsse.
Das Land trat damit in eine außerordentlich unruhige Periode ein. In allen Dörfern folgte eine Demonstration auf die andere, in denen der Protest gegen diese Maßnahme der Vereinigten Staaten kundgetan wurde. In der Verfassungsgebenden Versammlung selbst nahmen die Debatten zwischen den Unbeugsamen, die sich der Einmischung widersetzten und den Kapitulanten, die das Yankee Protektorat akzeptierten, zu.
Sie alle warnte der Delegierte Juan Gualberto Gómez: „Es wird nur kubanische Regierungen geben, die die Untersützung und das Wohlgefallen (der Regierung er Vereinigten Staaten) genießen; und was diese Lage ganz klar mit sich bringt ist, dass wir nur rachitische und armselige Regierungen haben werden (…) die dazu verdammt sind, mehr Rücksicht auf das Wohlgefallen der Mächte der Union zu nehmen als den Interessen Kubas zu dienen und diese zu verteidigen“.
Ein weiterer der Unbeugsamen, Salvador Cisneros Betancourt, rief aus: „Mit diesen verfluchten Beziehungen, die vorgeschlagen wurden, wird Kuba keine wirkliche Unabhängigkeit haben; und ich fordere den gelehrtesten Diplomaten auf, mir zu sagen, welche Art von Regierung das sein wird, denn wenn man dies akzepiert, wird es weder Souveränität noch absolute Unabhängigkeit geben, Kuba wird weder Republik sein noch annektiert, weder geschützt, noch Territorium der Vereinigten Staaten sein“.
Unglücklicherweise wurden diese Stimmen nicht gehört und die Bande der Kapitulanten in der Verfassungsgebenden Versammlung bekam die Mehrheit. Am 12. Juni 1901 stimmten von den 27 anwesenden Delegierten 16 für die Annahme des Platt Amendments.
Das kubanische Volk hatte eine Niederlage erlitten, aber es war nicht besiegt. Es setzte unter Führung der radikalsten Denker der Epoche seinen Kampf gegen das Amendment fort. Juan Gualberto, Cisneros Betancourt, Enrique José Varona und Enrique Collazo wurden zu Bannerträgern gegen den Interventionismus. Später wurde diese Arbeit von den neuen Generationen fortgesetzt (Julio Antonio Mella, Rubén Martínez Villena, Antonio Guiteras).
Am 29. Mai 1943 kam Washington zu dem Schluss, dass dieses Herrschaftsinstrument veraltet sei und man beschloss, es durch andere wirksamere zu ersetzen, die die Abhängigkeit der Insel vom Nachbarn im Norden sicherstellen. Was die Marinebasis in Guantanamo angeht, so haben sie bis heute trotz der fortgesetzten Forderung des kuabnischen Volkes nach Rückgabe des Gebiets ihre unrechtmäßige Besetzung aufrechterhalten.

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