Sonntag, 29. Januar 2017

Wurde Auschwitz befreit?

Aber gab es wirklich eine Strafe für jenes Verbrechen? Saßen wirklich alle, die es verursachten auf der Anklagebank? Mal sehen:


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Φραγκίσκος Ρωτόκριτος

vom 28. Jänner 2017

von Nikos Boyiopoulos
Am 27. Januar 1944 erreichte die Rote Armee Auschwitz. Vor 73 Jahren. Was damals aufgedeckt wurde, wird für immer an jene Aussage erinnern: Die Tiere sind Gottes Schöpfung, die Bestialität ist das Werk von Menschen. Oder um konkreter zu sein: Jener Untermenschen, die den Übermenschen priesen um ihre Grausamkeit zu rechtfertigen.
Ist es sinnvoll, den 27. Januar zum Internationalen Tag für die Opfer des Holocaust[1] zu machen? Das hängt davon ab, wie man sich der heutigen Zeit annähert. In einer Zeit des Trump, der Le Pen, des Wilders, des Orban, der Nazi in der Ukraine, der Goldenen Morgenröte…
Hat es Sinn, dass man, nachdem diejenigen, die Auschwitz verursacht haben, auf der Anklagebank saßen und bestraft wurden, die Worte erwähnt, die über dem Eingang des Lagers von Auschwitz standen: „Arbeit macht frei“? Es hängt davon ab, was man unter Strafe versteht, in Zeiten der in der Ägäis ertrunkenen Flüchtlinge, was „Arbeit“ bedeutet, in einer Zeit in der 8 Krösusse so viel besitzen wie 50% der Weltbevölkerung.
Aber gab es wirklich eine Strafe für jenes Verbrechen? Saßen wirklich alle, die es verursachten auf der Bank? Mal sehen:
  • „Krupp“ saß niemals auf der Bank. Die multinationale „Krupp-AG“, die die ganze Kriegsmaschinerie Hitlers belieferte, und wo die Villa des Eigentümers unberührt blieb, als die Amerikaner Essen platt walzten. Der Präsident der deutschen Industriellen, „Herr“ Krupp, sagte, dass „der Nationalsozialismus die deutschen Arbeiter aus dem Schraubstock eines Dogmas befreite (des kommunistischen Dogmas)“. „Herr“ Krupp sagte, dass „Adolf Hitler den Arbeiter in einen disziplinierten Soldaten der Arbeit und Partner der Industrie verwandelte“. „Herr“ Krupp erhielt 1940 aus den Händen Hitlers das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP. Die heutige Krupp-AG ist diejenige, an die die Regierungen von Griechenland die Werften des Landes verkauft haben. Von nur einer Fabrik der Kruppwerke, heute „ThyssenKrupp“ mit ihren 670 Tochtergesellschaften weltweit, wurden die Nazis bis 1945 mit dem für die damalige Zeit unglaublichen Betrag von 4,7 Mio. Reichsmark finanziert.
  • Die „Deutsche Bank“ saß niemals auf der Bank. Die „Deutsche Bank“ der Merkel und Schäuble, die als Berater der griechischen Regierungen den Ausverkauf des öffentlichen Eigentums übernommen hat, ist die gleiche „Deutsche Bank“, die die Schaffung und das Funktionieren der Nazi-Öfen von Auschwitz finanzierte.
  • „Siemens“ saß niemals auf der Bank. „Siemens“, mit der die griechischen Regierungen einen außergerichtlichen Kompromiss über die Schmiergelder vereinbarten, ist die gleiche „Siemens“, die unter dem Faschisten Metaxas wirkte. Auf einen Vorschlag hin und mit Finanzierung durch den Leiter von „Siemens“ in Athen, wurden 1943 die Sicherheitsbataillone gebildet.
  • Auch die 25 größten Industriellen Deutschlands, die 1933 den sogenannten „Wahl-Fond“ mit der für die Ära astronomischen Summe von 3 Mio. RM finanzierten, saßen nicht auf der Anklagebank. Er war die Wahlen von 1933, als die Nazis 44% der Stimmen bekamen.
  • Die „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ saß nicht auf der Bank. Ihr Präsident, der Bankier Schacht, war Hitlers Finanzminister seit 1934.
  • Die „IG Farben“ saß nicht auf der Bank. Der enorme Industriekomplex der „IG Farben“ wurde von Auschwitz-Häftlingen gebaut. Mehr als 25.000 Menschen starben während der Bauphase. In der „IG Farben“ arbeiteten 85.000 KZ-Häftlinge. Die „IG Farben“ entwickelte Zyklon B. Es war das Gas, mit dem Tausende von Menschen in den Krematorien getötet wurden. Einer der Namen, unter denen die „IG Farben“ heute agiert, ist „Bayer“.
  • Auf der Bank saßen auch nicht die 45 führenden deutschen Industriellen, in deren Unternehmen die zu Zwangsarbeit verpflichteten Häftlinge aus Mauthausen geschickt wurden.
Auf der Anklagebank saßen nicht:
  • Die amerikanische multinationale „IBM“. Die Organisation der 78 NS-Vernichtungslager geschah mit „IBM-Technologie“. Der Präsident von «IBM», T. Watson, wurde 1937 durch das Dritte Reich mit der Medaille des Großkreuzes des Deutschen Ordens des Adlers geehrt. Es war die größte Ehre, die das NS-Regime an nichtdeutsche Bürger vergeben konnte.
  • Die amerikanische multinationale „ITT“. Sie war es, die unter anderen das Informationssystem der deutschen Armee organisierte, die an der Planung der Bomben und Bomber für die Nazi-Luftwaffe beteiligt war.
  • Die „Standard Oil“. Die „Standard Oil“, der Rockefeller-Interessen, belieferte während des Krieges außer die Verbündeten auch die Achsenmächte mit Kraftstoff.
  • „General Motors“. Tausende von gepanzerten Autos, Lastwagen und Panzer wurden von „General Motors“ für die deutsche Armee gebaut. Aber wie Eisenhower sagte: „Was General Motors dient, dient Amerika“. Der amerikanische Staat entschädigte „General Motors“ mit 33 Mio. US-Dollar für die Kriegsschäden an seinen Werken in Deutschland und Österreich. Es waren die Fabriken, die Panzer für Hitler hergestellt hatten.
  • „Ford“. 1/3 der Lastwagen der Wehrmacht wurden vom US-Konzern „Ford“ gebaut. Die Hälfte der „Arbeitnehmer“ des Unternehmens waren Sklaven aus den Konzentrationslagern. Der Präsident von „Ford“, „Herr“ Ford feierte im Jahr 1938 seinen 75. Geburtstag, indem er vom deutschen Konsul in Detroit die Medaille des Großkreuzes des Deutschen Ordens des Adlers empfing.
  • Die Bank „UBC“. Sie war einer der Hauptgeldgeber des NS-Regimes. Ihr Präsident war „Herr“ Prescott Bush. Vater und Großvater der zwei späteren amerikanischen Präsidenten.
Die Liste ist lang. Die oben genannten sind nur indikativ. Auf jeden Fall: Keiner der Führungskräfte der Unternehmen mit westlichen Interessen wurde nach dem Krieg je für seine Beziehung zum Nazismus bestraft. Ihre Untaten sind verjährt.
Dafür sorgte Herr John McCloy. Er war der US-Hochkommissar in Deutschland nach dem Krieg. McCloy war von 1947 an Präsident der Weltbank. Vorher vertrat er als Anwalt die Interessen Rockefellers und der «Chase Manhattan» Bank. Die „Chase Manhattan“ war einer der Hauptgeldgeber des NS-Regimes.
Die Liste ist lang und die Schlussfolgerung einfach: Auf der Anklagebank saßen niemals alle, die sich für gewöhnlich neben, hinter oder über den „Hitlern“ befinden.
Die Schlussfolgerung ist einfach: Auf den Tafeln mit den Schuldigen der NS-Verbrechen fehlen die Monopole und all jene, die ein System kommandieren, das entweder mit oder ohne Faschismus, entweder mit oder ohne Parlament immer den gleichen Namen hat. Es heißt Kapitalismus.
Der Faschismus wurde 1945 besiegt. Die Geschichte entschied jedoch, dass es – leider – nicht ausreicht, den Faschismus zu besiegen. Der Faschismus muss ausgerottet werden. Der Beweis ist all die Bestialität, die beim Einmarsch der Roten Armee in Auschwitz zutage trat.
Aber Nichts wird ausgerottet, wenn nicht auch die Wurzeln selbst ausgerissen werden. Eine Tatsache, die uns zu denken geben sollte: Vielleicht hatte Brecht Recht? Brecht, der wie wenige den Schrecken und das Elend des Nazismus kannte, behauptete schon in den 30er Jahren, dass:
„… der Faschismus kann nicht anders bekämpft werden, als als Kapitalismus. Als nacktester, frechster, erdrückendster und betrügerischster Kapitalismus“.

Die Brutalität des Faschismus ist selbst der Beweis für die Notwendigkeit des größtmöglichen Zusammenschlusses gegen ihn. Gegen die Grausamkeit, Heimtücke, die Dreistigkeit, die Unmenschlichkeit des Faschismus.
Ohne Unkenntnis der geschichtlichen Erfahrung, steigt wieder vor unseren Augen auf: Dass es nicht reicht, den Faschismus zu bekämpfen. Es reicht nicht einmal ihn zu besiegen. Der Faschismus muss ausgerottet werden. Und er kann nur so ausgerottet werden: Als Ausrottung der Kapitalismus.
(Übersetzung Φραγκίσκος Ρωτόκριτος)
 



[1]  Man sollte auf das Wort Holocaust besser verzichten. Das war ein  schlechter US-Film nach Westernmanier und stattdessen das hebräische Wort Shoa verwenden

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