Samstag, 31. Januar 2015

Gemetzel bei Charlie Hebdo: Gegen alle Reaktionäre! Revolutionäre Einheit!

Heute, am 7.Januar 2015, morgens drangen zwei bewaff­nete Personen in die Redaktion der Zeitung Charlie Hebdo ein und schossen mit Sturmgewehren auf die anwesenden Per­sonen. Mehrere Journalisten und Zeichner wurden er­mordet und ebenso ein unschuldiger Arbeiter oder eine Ar­beiterin der Hausverwaltung. Insgesamt gab es laut Medien 12 Opfer. Nach den derzeitigen Informationen sei der Angriff auf Charlie Hebdo von religiösen Reaktionären durchgeführt wor­den, die vorgaben, im Namen des Islam zu handeln, eini­ge Videos deuten darauf hin, obwohl man Manipu­la­tion nicht ausschließen kann. Wir verurteilen in jedem Fall scharf die religiöse Reaktion, ob sie in Kobane massakriert, ob sie ein Vorwand für die weitere Kolonisierung Palästinas ist oder ob sie in den Straßen Frankreichs defiliert, um gegen das Recht auf Eheschließung von Homosexuellen zu kämpfen. Wir wissen, dass die religiösen Institutionen reaktionäre Kräfte sind, die stets den Interessen der Mächtigen gedient haben. Angesichts der sozialen Misere, des Rassismus und der Schwäche des revolutionären Lagers, suchen viele revol­tierende und über diese Gesellschaft desillusionierte Men­schen eine militante Antwort, ob ohne oder mit einer Reli­gion. Aber wir dürfen uns nicht vor lauter Zorn täuschen lassen. Ausbeutung und Unterdrückung sind Realität und Frucht eines ökonomischen Systems, das nach dem Gesetz des Maximalprofits funktioniert. Es ist die Bourgeoisie, die das Elend erzeugt, und niemand anderer. Wir dürfen nicht warten, dass eine Lösung von woanders kommt, denn gegenüber der Ausbeutung ist die einzige Lösung die, dass diejenigen, die die Gesellschaft am laufen halten, d.s. die Werktätigen, die Macht ergreifen. Nach den heute begangenen Verbrechen gab es viele Reaktionen, viel Empörung – und das ist gut. Allerdings darf uns ein solcher Akt, und sei er noch so barbarisch und nicht zu rechtfertigen, auf gar keinen Fall auf eine Schiene ohne Ausweg führen. Nein, es gibt in Frankreich keine große nationale Einheit hinter den republikanischen Werten, die angeblich klas­sen­un­abhängig seien. So etwas ist umso falscher, als die Bour­geoisie an der Macht eine Verantwortung trägt, für das, was wir gegenwärtig erleben. Der französische Impe­ria­lismus, der die Völker der Welt ausbeutet und militä­risch in den Ländern des Nahen Ostens interveniert, ist verantwortlich für das Elend der Völker, die dort leben. Er hat auch ein gefährliches Spiel gespielt, als er in der Konfrontation zwischen den Imperialisten auf syrischem Boden einige Gruppen unterstützte oder auch, indem er eben­solche in Libyen unterstützte, während er zugleich vorgab, sie zu bekämpfen. All das hat den Hass gegen Frankreich als Symbol der Unterdrückung geschürt und zu dieser bewaffneten Aktion geführt. Es sind die Impe­ria­lis­ten, die die Terroristen produzieren! Dazu kommt der wachsende Rassismus und der Anstieg faschistischer Kräfte in Frankreich. Es ist sicher berechtigt, sich gegen diesen Rassismus und Faschismus aufzulehnen, aber der Zorn darüber darf nicht dazu führen, sich von feudalen reaktionären Kräften instrumentalisieren zu lassen. Charlie Hebdo, das heute Ziel der Attacke war, ist in dieser Sache nicht unschuldig. Wie alle französischen Medien hat auch Charlie Hebdo mitgeholfen am Anstieg der Islamophobie in Frankreich, indem es Öl ins Feuer goss während der sogenannten “Debatte über die nationale Identität”, eine Kampagne islamophoben Charakters. Das tun bedeutet, im Namen der Pressefreiheit die Gesamtheit der islamischen Gemeinschaft oder Menschen in deren Umkreis in die Gefahr zu bringen, rassistischen Aggres­sionen ausgesetzt zu werden. Freilich ist die Attacke eben­so wenig zu rechtfertigen wie der Rassismus. Der täglich geschürte Rassismus dient dazu, die Klasse zu spalten und den “sozialen Frieden” aufrechtzuerhalten. Wir kämpfen nicht im Namen einer Religion, welcher auch immer, sondern im Namen unserer Klasse, der Arbei­terklasse, und diese ist multikulturell und inter­national. Die, die uns zu spalten versuchen, seien sie religiöse oder politische Kräfte, sind Verbrecher. Angesichts des Attentats auf Charlie Hebdo werden wir mit Sicherheit die Wölfe heulen hören. Der Front National und die Reaktionäre werden dieses Verbrechen benutzen, um ihre rassistische Kampagne noch ein wenig zu ver­schärfen und mit Gefühlen berechtigter Empörung spielen, um ihre faschistischen Ideen unter den Massen zu ver­breiten. Die Jagd der Polizei auf “Andersfarbige” wird sich intensivieren. Marine Le Pen hat angekündigt, man müsse die “Freiheit des Wortes verteidigen gegenüber dem isla­mischen Fundamentalismus”, was – aus ihrem Mund und nach unzähligen rassistischen, xenophobischen und mos­lem­feindlichen Kampagnen – klingt wie “die Freiheit des Wortes gegenüber den Moslems verteidigen”. Wir müssen unsere antifaschistische Wachsamkeit verdoppeln, denn wir wetten, dass die Faschisten versuchen werden, dieses Ereignis auszunutzen, um ihre reaktionäre Mobilisierung zu vertiefen – in einem Klima, in dem von der Organisation “Riposte Laïque et Résistance Répu­blicaine” (“Laizistische Antwort und Republikanischer Widerstand”) und unterstützt von den Faschisten der Jüdischen Vertei­di­gungs­liga bereits zu einer Versammlung unter der Losung “Islamisten raus aus Frankreich!” am 18. Januar in Paris aufgerufen wurde, dies mit Unterstützung einer ähnlichen Organisation in Deutschland, der Pegida, die ebenfalls Neonazi-Parolen aufgenommen hat; in einem Klima, in dem die Faschisten in Lyon ihre “Antwort” selbst in die Hand nehmen wollen; in einem Klima, in dem “Intellek­tuelle” wie Finkielkraut, Zemmour , Houellebecq und andere uns etwas vermitteln, das die finsteren Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg in Erinnerung ruft; in einem Klima, in dem die Sozialistische Partei an der Regierung, in Weiterverfolgung der rassis­tischen Politik ihres Vorläufers und einer Politik, die der Bourgeoisie ihre Profite auf Basis der immer schär­feren Ausbeutung des Proletariats sichert, dem Faschismus den Weg ebnet; in einem Klima, in dem verschieden faschis­tische Parteien, Organisationen und Gruppen, mit dem Front National an der Spitze, ihre Entwicklung vorantreiben. Wir müssen daher unsere antifaschistische Wachsamkeit verstärken und uns allen ihren Manövern entgegenstellen, denn – nochmals – die Faschisten agieren in voller Be­wusst­heit, ihr Ziel ist es, uns zu spalten, uns der kapi­talistischen Ordnung zu unterwerfen, dem Diktat der Kapitalistenklasse. Es ist berechtigt, den religiösen Feuda­lismus abzulehnen, es ist berechtigt, empört zu sein über diese Verbrechen, aber der Faschismus ist ebenso verbrecherisch, und die Islamophoben sind barbarische Kriminelle, obwohl die Terroristen das Feuer auf Charlie Hebdo eröffnet haben. Indes, die Faschisten sind noch gefährlicher, denn sie bieten sich als strategische Antwort der Bourgeoisie auf den Kampf des Proletariats an. Was uns für den Kampf gegen den religiösen Feudalismus inspirieren sollte, ist das Beispiel unserer kommunistischen Genossen in Kobane, die an der Seite der kurdischen KämpferInnen, worin letztendlich der Kampf gegen die religiös-feudalen Reaktionäre besteht: im revolutionären Kampf! Andererseits dürfen wir nicht religiöse Gefühle unter den Massen vermischen mit den Faschisten, die sich auf dieses Gefühl stützen, um dem Volk ihre Herrschaft zu oktroyieren. Unsere Losungen müssen daher sein: Keine nationale Einheit hinter der Republik der Kriegshetzer und Verursachern des Elends! Weichen wir nicht der faschistischen Propaganda, die die Barbarei für die Interessen der Bourgeoisie instrumen­tali­siert! Prangern wir die kriminellen religiösen Reaktionäre an, die dazu da sind, unser Kämpfe zu schwächen, das Volk zu spalten und gefährliche feudale Ideen unter den Volksmassen zu propagieren! Solidarität mit den Volksmassen islamischen Glaubens, die nach dieser Attacke aufs neue einer Welle von Islamophobie ausgesetzt sein werden! Schließen wir die reihen um die Arbeiterklasse, die die einzige Festung gegen alle Barbarei darstellt! NIEDER MIT DEN RELIGIÖSEN REAKTIONÄREN! NIEDER MIT IMPERIALISMUS UND FASCHISMUS! FRONT GEGEN DIE REAKTION – DIE REVOLUTION! Bloc Rouge (Einheit der Maoisten), 7. Januar 2015

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