Mittwoch, 21. Mai 2014

Polen: Lügen bringen kleine Auflagen

Medien gehen hohes Risiko ein Quelle: infoseite Polen vom 7. Mai 2014 Die Ukraine-Berichterstattung der polnischen Medien ist an der vorbehaltlosen Unterstützung der neuen Kiewer Regierung ausgerichtet. Doch die Meinungsmacher unterschätzen offenbar, dass viele Polen heute besser informiert sind als z. B. noch vor 11 Jahren beim Beginn des Irak-Krieges. Für den TV-Nachrichtensender TVN24 berichtet über die Ereignisse in Odessa am vergangenen Wochenende eine Eugenia Fiedczyszyna, angeblich von einer „Vereinigung der Polen in Odessa”: ” …als ihr Zeltlager angegriffen wurde, haben sich die Separatisten ins Gewerkschaftshaus begeben und dieses in Brand gesetzt”. Die Gazeta Wyborcza schreibt zu dem Vorgang in ihrer Internet-Ausgabe: „Die Pro-Regierungs-Demonstranten haben ein Lager des Feindes in der Nähe des Gewerkschaftshauses zerstört. Die pro-russischen Aktivisten nahmen Rache im Gewerkschaftshaus, das plötzlich durch den Einsatz von Molotow-Cocktails in Flammen aufging”. Zeitungen und Fernsehen berichten in dieser Weise, obwohl z. B. bei youtube längst Filmchen eingestellt sind, die einen ganz anderen Ablauf der Ereignisse zeigen. Zu sehen sind z. B. ukrainische Nationalisten vor dem brennenden Gewerkschaftshaus, z. T. noch mit Molotow-Cocktails in der Hand, die begeistert ihren Kampfruf „Ruhm der Ukraine” in die Handy-Kameras schreien. Immer mehr Polen bedienen sich bei der Informationsbeschaffung des Internets. Viele jüngere verfügen inzwischen über profunde Englisch-Kenntnisse, so dass sie auf die polnischen Portale nicht angewiesen sind. Die Internet-Foren zu den bewegenden Ereignissen in der Ukraine sind so auch gefüllt mit kritischen Kommentaren, nicht zuletzt solchen, die sich mit der einseitigen Berichterstattung der eigenen Medien auseinandersetzen. Die zunehmend medienkritische Einstellung bekommen besonders Medien zu spüren, die als Printmedien mit einem Qualitätsanspruch antreten. Die seit längerem verfolgte, vor allem gegen Russland gerichtete und stark propagandistisch angehauchte Ausrichtung der Gazeta Wyborcza unterscheidet die Zeitung nicht von anderen Printmedien, sieht man einmal von dem Wochenmagazin „Przeglad” und der 2-Tages- Zeitung „Dziennik Trybuna” ab. Doch die Leser der Gazeta Wyborcza haben andere Ansprüche als z. B. die Konsumenten des Boulevard-Blattes „Fakt”. Sie wollen ehrlich und möglichst umfassend informiert werden. Wenn die Zeitung dem nicht gerecht wird, lassen sie sie am Kiosk liegen. Der beispiellos dramatische Auflagenverlust der Gazeta Wyborcza auf nur noch ca. ein Drittel seit Anfang des Jahrhunderts, zeigt vor allem, dass die Zeitung den Erwartungen ihrer Leser nicht mehr gerecht wird. Eine ähnliche Entwicklung deutet sich auch bereits bei den Informationssendungen der TV-Sender an.

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