Freitag, 26. April 2013

Heraus zum 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse!

Chicago 1886 Die Arbeiter der McCormick-Werke streikten seit Februar für den 8-Stunden-Tag. Die Gewerkschaften der USA riefen auf, am 1. Mai 1886 mit einem Generalstreik für den 8-Stunden-Tag zu kämpfen. 400.000 Arbeiter aus 11.000 Betrieben folgten dem Aufruf. Allein in Chicago streikten 40.000 Arbeiter, sie schlossen sich ihren Kollegen der McCormick-Werke an. Schon Monate vorher kam es zu gewaltsamen Übergriffen der Polizei. Am 1. Mai 1886 hielten die McCormick-Arbeiter in der Nähe ihres Werks eine Kundgebung ab. Während der Kundgebung erschienen vor dem Tor Streikbrecher. Noch ehe es zu Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Streikbrechern kam, erschien ein Polizeiaufgebot. Mit Revolverschüssen und Schlagstöcken gingen sie gegen die Streikenden vor. Mindestens ein Arbeiter wurde getötet, viele zum Teil schwer verletzt. Die Provokation vom Haymarket Einer der Redner der Kundgebung, der Deutsch-Amerikaner August Spies, Herausgeber einer anarchistischen Arbeiterzeitung, schrieb ein Flugblatt, in dem er zur Protestkundgebung gegen den Polizeiübergriff gegen die McCormick-Arbeiter am 4. Mai 1886 auf dem Haymarket aufrief. Der Setzer änderte den Überschriftentext eigenmächtig. Diese lautete jetzt: "Arbeiter, zu den Waffen!" August Spies distanzierte sich von dieser Überschrift, das Flugblatt wurde geändert, jedoch waren einige hundert bereits im Umlauf (von etwa 20.000 verteilten Blättern). Die Kundgebung verlief friedlich. Selbst der anwesende Bürgermeister von Chicago und der Chef der Einsatztruppe der Polizei bestätigten das. Als aber die letzte Rede schon fast zu Ende war, stürmte ein Polizeitrupp den Platz und forderte die Versammlungsleitung auf, die Veranstaltung sofort aufzulösen. Ihm wurde entgegnet, dies sei eine friedliche Veranstaltung. In dem Moment wurde eine Bombe in die Reihen der Polizei geworfen. Ein Polizist starb. Wie viele Tote es unter den Arbeitern gab, ist nicht bekannt. Die Polizei schoss wie wild in die Menge. Der Verdacht, dass es sich um eine Polizeiprovokation gehandelt hat, liegt auf der Hand. Der Polizeichef von Chicago gab später zu, dass die Polizei selbst anarchistische Gruppen gegründet und unterwandert und diese mit Waffen und Bomben ausgestattet habe. "Die Zeit wird kommen, da unser Schweigen im Grabe mächtiger sein wird als unser Reden!" (August Spies - einer der Haymarket-Märtyrer) Am 27. Mai 1886 begann der Prozess gegen die Funktionäre der Gewerkschaftsbewegung. Ihnen wurde nicht der Mord an den Polizisten vorgeworfen, sondern "Beihilfe zum Mord". Alle waren in der Bewegung für den Acht-Stunden-Tag und alle waren Anarcho-Syndikalisten. Die Geschworenen wurden nicht, wie in den USA normalerweise üblich, ausgelost, sondern vom Staatsanwalt ausgewählt - alle waren von der Schuld der Angeklagten vorweg überzeugt. Als aber immer noch Zweifel an deren Beteiligung am Attentat bestanden, erklärte der Richter den Geschworenen, es käme nicht darauf an, ob die Angeklagten am Attentat beteiligt gewesen wären, sondern es ginge einzig und allein darum, ob die Angeklagten die Anwendung tödlicher Geschosse gegen die Polizei "bei Gelegenheit, die sich in Zukunft irgendwann einmal bieten könnte, befürwortet haben." Sie sollten also für etwas bestraft werden, was sie möglicherweise einmal für richtig halten könnten. Das Urteil: Sieben Angeklagte wurden zum Tode verurteilt, einer bekam 15 Jahre Freiheitsstrafe. Später begnadigte der Gouverneur drei der zum Tode verurteilten zu lebenslänglicher Haft. Ein zum Tode Verurteilter beging wahrscheinlich Selbstmord: Er sprengte sich mit einer Sprengstoffpatrone, die er sich in den Mund steckte und mit einer Kerze zündete, in die Luft. Wie er an die Patrone kam, wurde nie geklärt. Vier Verurteilte wurden am 11. November 1887 durch den Strang hingerichtet. An ihrer Beisetzung beteiligten sich zwischen 150.000 und einer halben Million Menschen. Einige Jahre später, 1893, erklärte der Gouverneur, die Angeklagten seien unschuldig gewesen, der Haymarket-Prozess sei von einem voreingenommenen Richter und in einer Atmosphäre der Hysterie geführt worden. Die noch eingesperrten Verurteilten wurden freigelassen. "...und die Schande der SPD" "Zörgiebel ist schuld" schrieb Carl v. Ossietzky in der "Weltbühne". Am 1. Mai 1929 fanden überall in Deutschland Maidemonstrationen und -kundgebungen statt. Wie immer. Auch in Berlin sollte eine Kundgebung und Demonstration stattfinden - auch wie immer. Aber im Jahr 1929 war es anders. Die Kommunistische Partei hatte große Erfolge bei den Betriebsratswahlen errungen. Sozialdemokratische Politiker fürchteten, die Kommunisten könnten die SPD-Veranstaltung übertrumpfen. Zörgiebel habe, so schrieb Carl v. Ossietzky, "als Sachwalter des sozialdemokratischen Parteivorstandes," den "Maiumzug verboten, sachliche Motive hatte er nicht dafür." Die KPD rief trotzdem zur gewohnten Mai-Demonstration auf. Die Polizei ging mit Maschinengewehren gegen die Demonstranten vor. Die Folge: 29 Tote Arbeiter und Hunderte Verletzte. Im Wedding und in Neukölln errichteten die Arbeiter Barrikaden. Zörrgiebel und die sozialdemokratische Parteiführung behaupteten, ein kommunistischer Putsch habe am 1. Mai stattfinden sollen. Übrigens: Das behaupteten im Februar 1933 auch die Nazis, nachdem Göring und seine Handlanger den Reichstag angezündet hatten. Der rote Wedding Links, links , links! Die Trommeln werden gerührt! Links, links, links! Der rote Wedding marschiert! Hier wird nicht gemeckert hier gibt es Dampf, denn was wir spielen ist Klassenkampf nach blutiger Melodie. Wir geben dem Feind einen kräftigen Tritt. Denn was wir spielen ist Dynamit unterm Hintern der Bourgeoisie. Refrain: Roter Wedding grüßt euch Genossen, haltet die Fäuste bereit! Haltet die roten Reihen geschlossen, denn unser Tag ist nicht weit! Drohend stehen die Faschisten, drüben am Horizont! Proletarier, ihr müsst rüsten, rot Front! Rot Front! Links, links, links! Wir gedenken dem ersten Mai! Links, links, links! Trotz Zörgiebels Polizei! Der herrschenden Klasse blut'ges Gesicht, der rote Wedding vergisst das nicht, und die Schande der SPD. Sie woll'n uns das Fell über die Ohren ziehn, doch wir verteidigen das rote Berlin, die Vorhut der Roten Armee! Refrain:... Links, links, links! Nun nimmt das Spiel seinen Lauf! Links, links, links! Der rote Wedding räumt auf! Die Republik ist ein schöner Palast Doch sie steht auf einen dicken Morast Aus Dummheit und Reaktion. Wir rücken an und wir rüsten auf Und bauen uns ein besseres Haus Die deutsche Sowjetunion. Refrain... 1. Mai 1933 Aus "Weltkampftag des Proletariats" soll "Tag der nationalen Arbeit" werden. Am 7. Juli 1928 lehnte der Reichstag einen Antrag von KPD-Abgeordneten ab, den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu machen. Hitler benutzte den Symbolwert dieses Tages und machte den 1. Mai zu einen "nationalen" Tag der Arbeit. Der Bundesvorstand des ADGB veröffentlichte am 13. April 1933 einen Aufruf an die Gewerkschaftsmitglieder. Darin hieß es: "Wir begrüßen es, daß die Reichsregierung diesen unseren Tag zum gesetzlichen Feiertag der nationalen Arbeit, zum deutschen Volksfeiertag erklärt hat. (...) Der deutsche Arbeiter soll am 1. Mai standesbewußt demonstrieren, soll ein vollberechtigtes Mitglied der deutschen Volksgemeinschaft werden." Dieser Aufruf stieß auf scharfe Kritik. Die Nazis honorierten aber die Anpassungsversuche nicht. Am 2. Mai 1933 besetzte SA und SS die Gewerkschaftshäuser, das Vermögen der Gewerkschaften wurde eingezogen, Gewerkschaftsführer wurden verhaftet, viele wurden während der Nazizeit ermordet. Die Faschisten versuchten ihre Scheingewerkschaft, die deutsche Arbeitsfont, zu etablieren. Alle mussten Zwangsmitglieder werden. Aber sie scheiterten. Als 1936 der Versuch unternommen wurde, in den Betrieben die Betriebsrätewahlen durchzuführen, wurden sie zum Fiasko für die Faschisten: massenhafte Stimmenthaltung, massenhaft ungültige Stimmen. Die Arbeiter waren dem Widerstand, v.a. dem der KPD, gefolgt, und hatten diese Wahlen boykottiert. Es sollten die letzten Wahlen sein, die die Nazis durchführten. „Massenarbeit, Massenkampf, Massenwiderstand, Einheitsfront, keine Abenteuer – das ist das Alpha und das Omega der kommunistischen Taktik.“ (Dimitroff)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen