Freitag, 21. September 2012

Bergleute der Lonmin-Mine feiern ihren Sieg

20.09.12 - Mit dem Zugeständnis der größten Lohnerhöhung, die es je in Südafrika gegeben hat, haben die Kumpel der Lonmin-Zeche in Marikana rund sechs Wochen nach Beginn ihres selbständigen Streiks einen großen Erfolg errungen. Nach dem Abschluss feierten 5.000 der in einem Stadion versammelte Streikenden ausgelassen ihren Erfolg. Laut Berichten von heute aus Südafrika sollen "die meisten Kumpel" auf Lonmin wieder mit der Förderung begonnen haben. Aus anderen Regionen wird von noch anhaltenden Streiks der Bergarbeiter und Polizeiübergriffen berichtet. Über die tatsächlichen Lohnerhöhungen gibt es in den Medien nach wie vor unterschiedliche und verwirrende Informationen. "rf-news" hat gestern berichtet. Diese Lohnerhöhung wurde gegen massive Unterdrückung und den Betrug seitens des Konzerns und der Regierung, assistiert von der Führung der Gewerkschaft NUM, durchgesetzt. Andere Belegschaften wollen nun den Lonmin-Arbeitern folgen. Die Online-Zeitung für Anleger "Stock-World" beschreibt die Sorge des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals unmittelbar nach dem Abschluss: "Nicht überall wird die Nachricht über die Einigung zwischen Lonmin und deren Arbeitern ohne Vorbehalt positiv bewertet. Zumindest die Analysten von Nomura International machen sich Sorgen, dass die Gehaltserhöhung von 22 Prozent sich nun in der Minenbranche verbreitet." Das Massaker und der hartnäckige Kampf der Platin-Arbeiter, dem sich viele Belegschaften im Goldbergbau bis zu einem Umfang von 60.000 selbständig Streikenden angeschlossen hatten, brachte das politische System der Regierungsparteien des ANC mit dem Gewerkschaftsdachverband COSATU und der revisionistischen Kommunistischen Partei Südafrikas in eine tiefe Krise. Südafrikas Präsident Jacob Zuma ist derzeit Gast in Brüssel zur Unterzeichnung eines wirtschaftlichen Partnervertrags zwischen seinem Land und der EU. Er musste sich von den EU-Vertretern Kritik anhören, dass nach der "Tragödie" (so verharmlosen sie die Arbeitermorde!) die Investoren befürchten, er könne keine Stabilität mehr im Lande garantieren. Zuma beschwichtigte die um ihr Ausbeuterparadies besorgten Manager, dass Südafrika eine "stabile Demokratie" sei. Das beweise die Tatsache, dass ein Untersuchungsausschuss eingerichtet wurde. Just am selben Tag brachte "iafrica.com" die Meldung, dass in Marikana und anderen Bergbau-Regionen in der Nordwest-Provinz schwer bewaffnete Truppenkontingente der "National Defence Force" vom 14. September bis 31. Januar nächsten Jahres zur "Vorbeugung" stationiert sind. Sie sollen Polizeikräfte im Notfall gegen "Kriminelle" unterstützen. Und wer sind die "Kriminellen"? Gestern wurde das beantwortet, als ein demonstrierender Bergarbeiter in Rustenburg von einem Polizeifahrzeug überfahren und tödlich verletzt wurde. Die selbständigen Kämpfe ausgehend von Lonmin haben viel in Bewegung gebracht: Die Kumpel haben gelernt, selbstständige Kämpfe zu organisieren. Ihre Vertreter und Mitglieder der AMCU, die von den Medien noch bis vor wenigen Tagen als "Terroristen" und Spalter beschimpft wurden, wurden als Verhandlungsdelegation und gewählte Sprecher der Kollegen anerkannt. In den Minen haben die Unternehmen eine raffinierte Form der Spaltung installiert, indem sie die Abbaumannschaften mit Arbeitern der unterschiedlichsten nationalen Herkunft und Stammeszugehörigkeit sowie Sprachen durchmischt haben. Das wird nun zum Bumerang. Denn über diese Bergleute und ihre Angehörigen werden die Wahrheit von Marikana und die Erfahrungen der Kämpfenden in den ganzen Süden des Kontinents verbreitet. Die Bergarbeiter haben eine über zwei Jahrzehnte noch relativ wirksame Politik der Klassenzusammenarbeit durchbrochen und damit für alle Arbeiter in Südafrika und den benachbarten Bergbauländern (Namibia, Sambia, Botsuana und andere) ein Signal gegeben. Im ganzen Land entfaltet sich nun eine Welle von heftigen politischen Debatten. "War der Kampf richtig, hat er sich angesichts der Opfer gelohnt ...?" Fragen über Fragen. Eine Arbeiterfrau aus einem Township in der Nähe von Johannesburg sagte gestern gegenüber "rf-news": "Ich habe wie alle meine Nachbarn immer den ANC gewählt. Zuletzt schon mit Bauchschmerzen. Aber im nächsten Jahr (bei den dann stattfindenden Wahlen - Anm. der Red.) ist Schluss. Ich dachte immer, der ANC mit den heldenhaften Kämpfern gegen die Apartheid ist doch unsere Organisation. Zuma steht auf der Seite der Reichen." Die Zahl der Menschen, die bewusst dem ANC und der Klassenversöhnung den Rücken kehren, wächst. Neue Fragen sind aufgeworfen. Was ist die Alternative? Die neue "Rote Fahne" schreibt dazu im Leitartikel: "Eine schändliche Rolle spielt in Südafrika die revisionistische Kommunistische Partei. Sie hat sich zum offenen Handlanger für das internationale Finanzkapital in Südafrika entwickelt und beschimpfte die streikenden Arbeiter als 'Terroristen'. Für die revolutionäre Richtung in Südafrika steht die marxistisch-leninistische Partei CPSA (ML), die auch ICOR-Mitglied ist. Sie unterstützt die Kämpfe der Arbeiter und ihre Ausweitung und verbindet das mit der Überzeugungsarbeit, dass die Selbstbefreiung der Massen in Südafrika nur durch den revolutionären Sturz des herrschenden Systems möglich ist."

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