Samstag, 25. August 2012

Macht materieller Reichtum arm?

Von whs Arbeiterkorrespondenz auf Kommunisten-online vom 24. August 2012 – Folgt der Zuschauer aufmerksam den Ausführungen der Disputanten bei Maischbergers neuestem Lügenmärchen, dann kommt er zu obiger Auffassung. Die armen Reichen eben, die es so schwer haben, erst müssen sie schuften, um den Mammon zu bekommen, dann müssen sie aufpassen, dass der böse, böse Staat den nicht wieder aus ihren Taschen löckt. Wer möchte schon so leben? Dann doch lieber arm, oder? Ein bezeichnendes Statement, auch hinsichtlich ihrer Verachtung für schwer arbeitende Menschen, die wenig verdienen, gab Frau Obert ab: „Ich verdien´ mein Geld mit luxuriösen Artikeln. Ich mach mir nix aus Hab und Gut. Ich geb´ schon eher am Tag 1000 € aus, als dass ich sie spar. Ich fühl mich als sehr positives Element dieser Volkswirtschaft und der Weltwirtschaft. … Ich bin eine Litfaßsäule für Luxus. Ich geh nach dem Geld. Geld ist nicht wichtig, wenn es viel ist. Wichtig ist mir mein Selbstbestimmungsrecht; ich bin mein eigener Herr. … Lieber reich und gesund als arm und krank.“ Letzteres meinte die gute Frau nicht etwa ironisch, nein, aus Mimik und Gestik war herauszulesen, das war toternst gemeint. Immer nach dem Motto: Eure Armut kotzt mich an. Nun will ich nicht behaupten, dass Frau Obert an der Armut in Deutschland Schuld trüge. Das wäre wohl der Bedeutungslosigkeit der guten Frau zu viel Wertschätzung entgegengebracht. Anders ist da schon ein Herr Rossmann zu werten (Chef der gleichnamigen Drogeriekette), der moniert, dass es doch eine Unverschämtheit wäre, wenn er auf ein halbes Prozent Gewinn auch noch Steuern bezahlen müsse. Herr Rossmann hat übrigens erst seit ein paar Jahren das Gefühl reich zu sein, als die Abhängigkeit von den Banken gebrochen war. Der arme Kerl, vorher war er nur real reich, nicht gefühlt. So könnten es doch die Armen auch halten, oder nicht? Gehen wir mal ein klein wenig in die Tiefe. Herr Rossmann gründete sein Unternehmen 1972. Sein Gesamtvermögen wird z. Zt. Auf ca. 300 Mio. € geschätzt. Nach Herrn Rossmann ist er den Banken nichts mehr schuldig. Klar auch, dass der größte Teil dieses Vermögens im Unternehmen steckt. Aber irgendwoher müssen doch diese 300 Mio. Euro kommen! Hat die Herr Rossmann alle selbst verdient, an einer seiner Kassen? Dann zahlt er aber fürstliche Stundenlöhne. Da sollte er aufpassen, das nicht einer seiner Angestellten die Rossmann-Kette feindlich übernimmt. Die Rossmann-Kette machte im Jahre 2010 3,4 Mrd. € Umsatz. Nehmen wir mal an, Herr Rossmann hätte recht und es wäre aus diesem Umsatz nur ein halbes Prozent Gewinn vor Steuern erwachsen, dann wären dieses halbe Prozent erkleckliche 170 Mio. €. Und von diesem Taschengeld will der Staat auch noch Steuern? Nein, da ist Herr Rossmann strikt dagegen. Da gefiel ihm der „Reformator“ Genosse Schröder schon wesentlich besser, der dafür sorgte, dass den Armen genommen und den Reichen gegeben wird. Da kommt natürlich auch die Meinung der Frau Obert recht, nach der es in Deutschland keine Arbeitslosen sondern nur Arbeitsscheue gibt. Und das Umverteilen bringe auch nichts, das Umverteilen von oben nach unten selbstverständlich. Das umgekehrte Umverteilen ist der Frau Obert schon sehr recht, das von unten nach oben, denn: „Geld ist nicht wichtig, wenn es viel ist.“ Und Frau Maischberger ist da der Ansicht, dass es sehr wohl um das Umverteilen geht, abgesehen mal davon „ob es gerechtfertigt ist, den Arbeitsscheuen das zu geben oder nicht.“ Schöne Aussage einer Moderatorin der öffentlich-rechtlichen Meinungsbildungsanstalten der Bourgeoisie. In dieser Debatte darf natürlich auch nicht Herr Köppel fehlen, seines Zeichens Chefredakteur der „Weltwoche“ und schweizerischer Reichenflüsterer. Er kann den ganzen Hype nichtverstehen, denn es gibt ein „generell ansprechendes Lohnniveau in Europa“. Für Chefredakteure kann das schon sein. Laut Herrn Köppel sind „Unternehmer … Leute, die sehr, sehr hart arbeiten.“ Und es sei „eine Arroganz sich am Eigentum anderer Leute zu vergreifen.“ Nun Herr Köppel, dann erklären Sie uns doch mal, wie Herr Rossmann in 40 Jahren ein Vermögen von 300 Mio. Euro durch sehr, sehr harte Arbeit erwirtschaften konnte. 40 Jahre sind 350400 Stunden. Die hätte Her Rossmann ohne Schlaf, ohne Feiertag, ohne Mahlzeit durcharbeiten müssen zu einem Stundenlohn von 856,16 €. Und davon hätte der Staat noch nicht einmal Lohnsteuer und Sozialbeiträge verlangen dürfen. Da hätte Herr Rossmann aber viele Kassen gleichzeitig bedienen müssen. Ist es nicht vielmehr so, dass Herr Rossmann, genau wie die anderen Damen und Herren, die sich so gern Unternehmer nennen, ihr Geld durch Ausbeutung verdienen, durch Ausbeutung ihrer „Arbeitnehmer“? Es ist nun mal so, dass im Kapitalismus Ausbeutung existiert. Möchte ich das doch zugeben, wenn ich davon lebe. Aber nein, der „Unternehmer“ muss das verschleiern, denn sonst könnten seine „Arbeitnehmer“ ja auf dumme Gedanken kommen. Nun Herr Köppel lässt uns noch mehr aus seiner volkswirtschaftlichen Erfahrung schöpfen: „Wer wenig verdient ist selbst dafür verantwortlich, dass er mehr verdient. Er kann sich andere Arbeit suchen.“ Jo, man! Im Jahre 2010 waren im Durchschnitt 3,238 Mio. Arbeitslose registriert. Denen standen 0,359 Mio. offene Stellen gegenüber. Nun Herr Köppel, schöne Aussichten für die Suche nach einer besser bezahlten Arbeit, oder? Nicht vergessen wollen wir in dieser Runde den Herrn Schneider vom paritätischen Gesamtverband, der sicher im Einzelnen eine gute Arbeit macht, ohne aber wirklich an den Grundfesten zu kratzen. Und natürlich darf Frau Wagenknecht nicht fehlen, die Salon-Kommunistin Der Linken. Und so geben die Beiden denn auch das Feigenblatt ab, das sie abgeben sollen und stehen für das soziale Engagement der Herrenkaste, die in ihrer „Güte“ etwas von dem Geraubten an die zurückgibt, die es erarbeitet haben. Zum Schluss noch einmal Herr Köppel, der in die Runde fragt: „Wenn der Reiche nicht mehr investiert, wo kommt das Geld her?“ Weiß das der Herr Köppel nicht? Das Geld kommt aus dem Wertschöpfungsprozess, gemeinhin Produktion genannt. Das Ergebnis dieser Produktion wird verteilt zwischen den in der Gesellschaft existierenden Klassen und Schichten. Und von diesem Ergebnis nehmen sich die am meisten, die die Produktionsmittel in ihrem Eigentum haben, sprich Herr Rossmann. Erwirtschaftet hat das aber nicht der Herr Rossmann, sondern dessen Angestellte, die dem Produkt mehr Wert zuführen als ihre Arbeitskraft selbst wert ist. Das ist das ganze Geheimnis. Dieses Geheimnis ist nun mittlerweile seit mehr als 150 Jahren bekannt. In einem gewissen Werk namens „Das Kapital“ eines gewissen Herrn MARX kann das jeder nachlesen, auch ein Herr Köppel, auch ein Herr Rossmann, auch eine Frau Obert. Lesen macht klug. Rot Front Werner

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