Samstag, 25. August 2012

[Hoppetosse] Vortragszensur auf der Libertären Medienmesse in Bochum

Hallo, dieses Schreiben informiert über eine Zensur. Betroffen ist die Lesung mit Diskussion "Freie Menschen in freien Vereinbarungen: Theorie der Herrschaftsfreiheit" und sucht Mitmischende, die das nicht hinnehmen wollen. Denn die am kommenden Wochenende in Bochum stattfindenden "Libertäre Medienmesse" (www.limesse.de) ist so libertär, dass unbekannte Personen im Hintergrund den Vortrag "Freie Menschen in freien Vereinbarungen - Theorie der Herrschaftsfreiheit" verboten haben. Einige werden das vielleicht schon mitbekommen haben. Wer genau warum das Verbot aussprach, lies sich bis heute nicht klären. Aus der Orgagruppe wurde die Lesung mit Diskussion zunächst ja akzeptiert und dann mit Verweis "es gab im Vorfeld starke Bedenken". Wer die hatte und worum es genau ging, wurde nicht verraten. Erst später wurden Gründe nachgeschoben und, jeweils nach Widerlegung, gegen andere ausgetauscht. Der Eindruck drängte sich auf, dass die eigentlichen Gründe unbenannt blieben. Nach dem Verbot haben einige Menschen versucht, den Streit zu schlichten. Das war nicht möglich. Die VeranstalterInnen lehnten auch ab, die zensierte Lesung z.B. auf der Freifläche vor dem Kulturbahnhof abhalten zu dürfen. Stattdessen bekannen sie sogar mit einer öffentlichen Schlammschlacht. Sie brachten Vorwürfe auf der Titelseite der Bochumer Stadtzeitung in Umlauf, von denen breit bekannt ist und einfach recherchierbar wäre, dass sie so Unsinn sind. Eine Gegendarstellung wurde übrigens auf der Internetseite verweigert - auch hier liegen die bewegungsinternen Hierarchien mal wieder unter dem Niveau des bürgerlichen Rechtsstaates (der einfach schon eklig ist). Auffällig war zudem, dass damit erneut ein Begründungswechsel erfolgte - die Gründe für den Ausschluss wurden also von Anfang an beliebig gewählt. Solche Ausgrenzungen sind übrigens gerade in Mode. Mensch kann über Inhalte ja streiten, aber genau das soll durch die Ausgrenzung ja verhindert werden. Unserer Auffassung nach geht es um Hegemonialverhalten. Aus dem Umfeld der Projektwerkstatt und auch in den Schriften der ausgegrenzten Person stammemn immer wieder klare Kritiken an den internen Hierarchien in politischer Bewegung, Orientierung auf bürgerliche Kreise (und deren Geld), Staatsnähe, Befürwortung machtförmiger Gesellschaftsstrukturen wie Strafe, Knast, Überwachung, Gesetze, Gerichte oder Demokratie bzw. Rechtsstaat als Ganzes. Prägend ist immer wieder die Frage von "Selbstermächtigung" gegen "Bevormundung". Ob Rechtshilfe, Aktionstrainings, Verbandsorganisation oder was auch immer: Politisch Aktive werden von den hegemonialen Strukturen als Setzfiguren in einem vorgegebenen Spiel gesehen. Anarchistische Gruppen unterscheiden sich hier regelmäßig nicht viel. Aus dem Umfeld der Projektwerkstatt (und von anderen auch) wird dem seit Jahren das Konzept der Selbstermächtigung gegenüber gestellt. Bücher, Trainings, Workshops usw. dienen dazu, dass die Menschen sich emanzipieren, selbständig handlungsfähig werden, aus einer Fülle an Möglichkeiten wählen können. Das beschränkt die Macht der BewegungsführerInnen - sie sind schlicht nicht mehr gebraucht. Aus Angst, ihren Status an Unersetzbarkeit zu verlieren (der Macht und Spendeneinnahmen garantiert), zielen sie gegen alle, die den Hierarchien den Garaus machen wollen. So auch auf der libertären Medienmesse in Bochum. Die VeranstalterInnen waren zu keinem Dialog bereit. Wie üblich erfolgte auch die Ausgrenzung ohne jede Rücksprache. Die angewendeten, informellen Machtstrukturen liegen deutlich unter dem bereits widerlichen Niveau des bürgerlichen Rechtsstaates. Der aber verbündet sich gern mit anderen autoritären Strukturen und setze der Ausgrenzung die Krönung auf: Unser Versuch, eine "zensurfreie Zone" als Demonstration vor dem Kulturbahnhof zu schaffen (wo wir vor allem zensurfrei Workshops anbieten wollten), ist von der Polizei verboten worden. AnarchistInnen und Polizei spielen da gut Hand in Hand - es geht beiden um Pfründe und Machtsicherung. Wir werden zur LiMesse anreisen. Wir wissen, dass wir nicht erwünscht sind. Wie wir uns tatsächlich verhalten, ist noch unklar (unter anderem läuft noch eine Klage gegen das Verbot einer Demo vor dem Kulturbahnhof). Klar sind nur unsere Ankunftszeit: Samstag im Laufe des Vormittags (ca. 11/12 Uhr). Und die Abfahrtzeit: Am Sonntag nach der Messe (also nach 16 Uhr). Wir freuen uns über Rückmeldungen - auch weil sie uns überraschen würden. Aber sich positiv überraschen lassen, ist immer schön. Unser bisheriger Plan an Workshops: - Samstag 14 Uhr: Lesung und Diskussion "Freie Menschen in freien Vereinbarungen - Theorie der Herrschaftsfreiheit" - Samstag 16 Uhr: Justizkritische Lesung "Im Namen des Flummiballs" - Samstag 17.30 Uhr: Workshop "Den Kopf entlasten - Kritik an vereinfachten Welterklärungen" (hier fließen übrigens die Rechercheergebnisse ein, die zum Besuch der AZK führten; was auf dem Titel der Bochumer Stadtzeitung völlig absurd dargestellt wird) - Samstag 19 Uhr: Lesung "Radikal mutig" - Sonntag 10.30 Uhr: Lesung und Diskussion "Kritik der Demokratie - einschl. der Unvereinbarkeit von Basisdemokratie und Anarchie" - Sonntag 12 Uhr: Workshop "Einführung und Beispiele zu Direct Action" - Sonntag 13.30 Uhr: Lesung und Diskussion "Freie Menschen in freien Vereinbarungen - Theorie der Herrschaftsfreiheit" - Sonntag 15 Uhr: Diskussion "Selbstermächtigung statt Bevormundung in politischen Bewegungen - das Beispiel kreativer Antirepression" Das darf gerne noch mehr werden. Wir drucken am Freitag (tagsüber) den Flyer, den wir dann dort verteilen wollen. Alles, was uns bis dahin erreicht, kann also noch rauf. Gruß aus der Projektwerkstatt, u.a. von Hanna und Jörg -- Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax 03212-1434654, Mobil 01522-8728353 Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen) www.projektwerkstatt.de/saasen - Seminarhaus und politische Aktionswerkstätten - Archive, Bibliotheken und Gruppenräume (mit Bahnanschluss) Neue Bücher zu Herrschaftskritik und Utopien unter www.aktionsversand.de.vu! Aktuelle Angebote für Lesungen, Workshops und Vorträge: www.vortragsangebote.de.vu Die Projektwerkstatt lebt davon, was anderswo übrig ist, z.B.: geeichter (Kalt-)Wasserzähler, Auf-Wand-Eckspülkasten für die Toilette, 2-Liter-Wasserkocher, Kopierpapier (Gesamtliste unter www.projektwerkstatt.de/gesucht).

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