Montag, 18. Juni 2012

"Exzellenzinitiative" - Milliarden für die Spitzenförderung

16.06.12 - Gestern wurde in Bonn bekannt gegeben, auf welche Hochschulen die 2,7 Milliarden Euro der zweiten Runde der "Exzellenzinitiative" aufgeteilt werden. Insgesamt werden in der "Exzellenzinitiative" 4,6 Milliarden Euro für Forschungsprojekte ausgegeben. Im Jahr 2006 wurden in der ersten Runde 1,9 Milliarden Euro verteilt. Es profitierten im Wesentlichen sogenannte "forschungsstarke" Universitäten. Das sind bekanntlich diejenigen, die durch enge Beziehungen zu führenden Großunternehmen ohnehin mit einer guten Finanzierung ausgestattet sind. Vorbild der Exzellenzunis war das Urmodell: das "Institute for Advanced Studies" in Princeton/USA. Aus dem sind über 6. 000 Koryphäen der Wissenschaft, darunter 38 Nobelpreisträger hervorgegangen. Spiegel-online bezeichnete die Exzellenzunis als "Kraftzentren für das Gehirn". Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn in wichtigen zu lösenden Fragen in Wissenschaft und Forschung Kräfte gebündelt werden und auch Spitzenforschung mit Mitteln gefördert wird. Zum Beispiel auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien ist das dringend geboten. Sozialistische Länder wie die Sowjetunion oder China - als sie noch sozialistisch waren -, hatten das auch so gehandhabt. Es wurden die begabtesten und besten Kräfte an neu gegründeten Instituten zusammengeführt, die auf vielen Gebieten von Wissenschaft und Forschung weltweit eine führende Rolle einnahmen. Zugleich wurde aber in enger Verbindung damit auch eine breite Popularisierung der Ergebnisse betrieben, um das gesamte Ausbildungsniveau, vor allem der Jugend, im Lande zu heben. Unter den heutigen kapitalistischen Bedingungen wird jedoch die Eliteausbildung auf Kosten der Breitenausbildung vorangetrieben. Es geht den Herrschenden darum, für den internationalen Konkurrenzkampf eine hochausgebildete Elite auf dem Gebiet von Wissenschaft und Forschung herauszubilden. Die breite Masse der Studierenden hat das Nachsehen. Dazu Salome Adam, Mitglied im Vorstand des Verbands " freier zusammenschluss von studentInnenschaften" (fzs): "Durch die Exzellenzinitiative wird versucht, flächendeckende Finanzierungsprobleme im Wissenschaftsbereich durch Spitzenförderung zu verdecken. Mit den 2,7 Milliarden könnte man jedoch deutlich sinnvoller den massiven Mangel an Studiermöglichkeiten, schlechte Betreuungssituationen oder Beratungsangebote verbessern. Mit dem Geld könnte man über 90.000 Menschen ein komplettes Studium ermöglichen, das sie momentan nicht einmal beginnen dürfen. Durch das Geld wird jedoch kein einziger Studienplatz geschaffen, wodurch die Studienplatzproblematik im kommenden Semester noch verschärft wird." Erik Marquardt, ebenfalls fzs-Vorstandsmitglied ergänzt: "Bei der Exzellenzinitiative wird Geld auf wenige Universitäten verteilt, welches allen Hochschulen, insbesondere auch Fachhochschulen zugute kommen könnte. Das ist ungefähr so, als wenn man versucht eine Finanzkrise zu lösen, indem ein Milliardenrettungsschirm auf die 50 reichsten Menschen der Welt verteilt wird. (...) " Die immer rigoroser auf die imperialistischen Interessen ausgerichtete Bildungspolitik ist ein objektiver Hintergrund für weltweite Bildungsproteste, die heute zu einem Bestandteil der Rebellion der Jugend geworden sind. Das beschreibt das Buch "Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution" von Stefan Engel: "Eine erneute Belebung der Rebellion der Jugend zeigte sich bei den internationalen Bildungsprotesten, die am 17. November 2009 in mehr als 30 Ländern stattfanden. Erstmals wurde eine »Globale Aktionswoche« über das Internet organisiert. Die Jugendlichen protestierten gegen die immer direktere Unterordnung des Bildungswesens unter die Interessen der internationalen Monopole, vor allem gegen die Privatisierung von Hochschulen und den Ausbau der Kurzstudiengänge.“ (Seite 509)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen