Samstag, 21. Januar 2012

Gentechnik-Seilschaften: Newsletter am 27.12.2011

************www.biotech-seilschaften.de.vu**************
DARF GERNE WEITERGELEITET WERDEN ... GANZ ODER TEXTWEISE
*************Verfasst von: Jörg Bergstedt***************


Hallo!
Eigentlich war kein Newsletter mehr in diesem Jahr geplant. Aber
eine Idee, die uns eben kam, ändert meine Überlegung. Denn ich
möchte Euch mitteilen, dass wir an einer Massenzeitung arbeiten, die
Anfang Januar 2012 erscheinen und für Aktionen im nächsten Jahr
mobilisieren soll. Die Themen: Schlampereien an Feldern ++ die Lage
an den Standorten AgroBioTechnikum (Rostock), Schaugarten
(Üplingen/Börde), KWS und BASF ++ Für eine andere Landwirtschaft! ++
Aufruf gegen das InnoPlanta-Forum 2012 ++ usw. Wir werden viele
davon drucken lassen. Die werden nach Berlin ausgeliefert, passend
zur Demo "Wir haben es satt!" am 21.1.2012. Von dort könnt Ihr also
welche mitnehmen für Euren Bedarf die nächsten Monate bei Aktionen,
Veranstaltungen, Infoständen usw. Wir verteilen die Zeitung ohne
Rechnung - wer etwas zu den Druckkosten spenden kann und will, darf
das natürlich gerne tun.

Außerdem gibt es noch zwei besondere Ideen und damit Anfragen, wer
dazu Lust hätte.

1. Verteilung rund um den Schaugarten Üplingen
Wir wollen die Zeitungen an und um die Hochburgen der
Gentechnik-Seilschaften verteilen - am besten in jeden Briefkasten.
Für die Orte rund um das AgroBioTechnikum ist das schon abgeklärt.
Jetzt die Frage: Wer hat Lust, dass in Üplingen und umgebenden Orten
zu machen?
Eine Idee wäre, dass einer/einige der Busse, die über die A2 von der
Demo am 21.1. zurückfahren, kurz von der A2 abfahren. Die Menschen
in ihm/ihnen können sich aufteilen. In jedem der ca. 9-10 Dörfer
werden ein paar Menschen zum Verteilen rausgesetzt. Vielleicht zwei
Stunden später sammelt der Bus sie auf gleicher Rundtour wieder ein
und es geht nach Hause. Wer hat Lust, eine solche kleine Aktion noch
an die Demo anzuhängen? Ist zwar ein bisschen anstrengender, aber
dadurch auch ein bisschen mehr als nur der gemeinsame Appell in der
Hauptstadt. Bitte melden ...

2. Zeitungstransport Richtung Rostock und in die Projektwerkstatt
Größere Mengen sollen von Berlin Richtung Norden. Dort ist die
Verteilung rund um das AgroBioTechnikum schon geklärt, aber ein
großer Stapel Zeitungen muss am 21.1. dorthin. Wer kann die nach der
Demo in Auto oder Bus mitnehmen???
Das Gleiche gilt hier für uns in der Projektwerkstatt. Wir liegen
dicht neben der Abfahrt "Reiskirchen" an der A5. Alle also, die nach
Gießen, ins Rhein-Main-Gebiet, Rheinland-Pfalz/Saarland oder ins
Rhein-Neckar-Gebiet fahren, kommen hier vorbei. Wer kann kurz
abfahren und uns Zeitungen bringen nach dem 21.1.???

Inzwischen ist die Zeitung weitgehend zusammengestellt und wird
Anfang Januar gedruckt. Wer die Entwürfe anschauen will, kann das
unter www.projektwerkstatt.de/gen/2012/zeitung.pdf gerne tun. Später
steht dann dort die endgültige Version.

Beste Grüße aus der Projektwerkstatt und guten Rutsch in ein
widerständig-kreatives Jahr ... Jörg B.

P.S. Soweit zum aktuellen Anlass, der Zeitung. Und nun bei der
Gelegenheit auch noch ein paar Neuigkeiten aus den Seilschaften und
allem Drumherum ...



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NEUES AUS DEN SEILSCHAFTEN

Weitere Genpflanzungen in der Börde
Der MDR meldet: Im Börde-Dorf Üplingen wird auch im kommenden Jahr
an genveränderten Pflanzen geforscht. Das erklärte der Betreiber des
Üplinger Schaugartens Pflanzenforscher Schrader räumte
allerdingsein, dass der Standort Sachsen-Anhalt für die Genforschung
weniger attraktiv geworden sei. Die gewaltsamen Attacken schreckten
Wissenschaftler ab. Im Sommer waren Gentechnik-Gegner in den
Schaugarten eingebrochen. Sie zerstörten Pflanzungen und griffen
Wachmänner an. Der Schaden betrug mehrere zehntausend Euro.
Gefunden unter
www.mdr.de/sachsen-anhalt/magdeburg/nachrichten118.html (Schrader
als Pflanzenforscher zu bezeichnen, ist schon sehr anspruchsvoller
Journalismus ...).



FOR PLANTA oder: Die Bayern fördern die Agro-Gentechnik, wo es geht ...
Wer denkt, in Bayern sei die Agrogentechnik-Welt noch oder wieder in
Ordnung, übersieht Teile der Politik, die Chamäleonspielchen der
Politik und die sogenannte Wissenschaft. Am 16.11.2011 trafen sich
die Agrogentechnik-Seilschaften des Landes in Erlangen, um für ihre
tollen Machenschaften als unter anderem von der Deutschen Bank
geförderten Ort im "Land der Ideen" ausgezeichnet zu werden. Dabei
gab es allerhand Reden, darunter drei von Leuten aus Bayern. Daraus
folgen hier Ausschnitte. Mehr auf der Extraseite "Monsanto auf
Bayrisch" im Internet:
www.projektwerkstatt.de/gen/filz/lesefenster/bayern.html - wer dazu
noch was beitragen kann ... immer her damit.

Max Lehmer (CSU-Bundestagsabgeordneter
Zu Gentechnikkritik: "die gar keine Argumente brauchen"
Zu Versuchen in Grub usw.: "Das ist alles hervorragend ausgegangen
im Sinne einer risikolosen Technologie oder risikoschwachen Technologie"
"Mit der Gentechnik erschließt sich nun ein breites Feld von
Möglichkeiten, die genetische Vielfalt in der Natur noch gezielter
für neue Pflanzeneigenschaften nutzbar zu machen."
"Weil letztlich entscheidet die Bevölkerung drüber, welchen Weg wir
gehen, weil ja nur die gewählt werden, die im Sinne der Menschen
angeblich das Richtige sagen. Das ist sehr schwierig, das musste ich
auch erleben."
Zu Zielen der Politik: "Dazu muss - und das ich wichtig - erstens
die Politik die Freiheit der Wissenschaft gewährleisten. Und zwar in
der Wahl der Zielsetzung und der Instrumente. Da haben wir schon ein
paar kritische Punkte. Wenn ich die Bekämpfung der Freilandversuche
anschaue, dann habe ich hier ein Problem. ... Zweitens den Schutz
von geistigem Eigentum zu gewährleisten - Stichwort:
Patentierbarkeit, Patentschutz"
"Es ist schon sehr kritisch, welche Stimmungslagen hier reinkommen.
In unserem Sinne kritisch, weil da kaum Lösungsansätze für die drei
Herausforderungen abzuleiten sind."

Uwe Sonnewald, Oberprofessor an der Biochemie der Uni Nürnberg-Erlangen
"For Planta ein Muss ist, um in diesen Szenarien überleben zu können"
Zu nachwachsenden Rohstoffen: "Wir brauchen immer mehr von unserer
Fläche tatsächlich jetzt nicht für die Ernährung, sondern für die
Produktion."
"Der Klimawandel macht viele Flächen unnutzbar ... unsere Produktion
ist massiv gefährdet ... das Wasser wird knapp ... das führt dazu,
dass wir mehr Landfläche brauchen ... wenn wir das tatsächlich
machen, was dann passiert ist, wir müssen Waldrodungen machen, um
unsere Flächen, die zur Verfügung stehen, zu erweitern. Das führt
dazu, dass wir nochmal CO2 produzieren ... wir sind hier tatsächlich
in einem Teufelskreis drin, den wir nur durchbrechen können, dass
wir Pflanzen züchten, die mit den Gegebenheiten besser umgehen können"
"Darüberhinaus ist die grüne Gentechnik hier ein Problem: Wir
betrachten im Wesentlichen die Risiken und wenn man das weltweit
anschaut, wird im Wesentlichen der Nutzen gesehen."

Christian Kummer, Professor für Naturphilosophie in München
"Gentechnik, so könnte man sagen, lässt uns erst die Sprache der
Natur verstehen. ... In diesem Sinne verstehe ich Gentechnik als
ökologische Forderung. Ökologie, ökologische Ansätze im Denken
braucht diese Voraussetzung. Sie muss sie fordern, wenn es sie nicht
schon gäbe."
"Wenn ich die Risikolisten der Gentechfrei-Befürworter durchgehe,
dann stellt sich bei mir immer die Frage, wieviel von diesen
angeführten Risiken ist real und wieviel ist hier nur künstlich
ausgedacht anhand rein theoretischer Möglichkeiten. Aber auch:
Wieviel wird zum wohlfeilen Zugeständis ohne einen einzigen Grund?
Ich kapier immer noch, was genetisch veränderter Pollen im Honig für
einen Schaden anrichten soll. Dennoch war vorauszusehen, dass die
von einem Einzelnen angestrengte Klage Erfolg haben würde."
"Solange man sich jedoch jedem Freilandversuch von Vornherein
widersetzt oder ihn sabotiert, ist das Abschottung der Vernunft vor
Aufklärung. Mir ist hierbei der Gewinn für Greenpeace bei solchen
Aktionen genauso ein Rätsel wie im Fall ihrer Stammzell-Patentklage ..."
"Über einen Graben kommst Du nur drüber, wenn Du irgendwann mal
springst. ... Einen Graben überwindet man nur mit einen Sprung und
die Gefahr nasser Füße ist nicht restlos auszuschließen. Das ist
schließlich das, was ich das Herausfordernde der Gentechnik der
ökologischen Heils- und Unheilspropheten nennen möchte".

Nur das Ende der Veranstaltung war nicht nach dem Geschmack der
Seilschaften. Da gab es nämlich die Frage von Sonnewald an einen
Züchter, ob er Gentechnik machen wolle. Sonnewald: "Die grüne
Gentechnik scheint ja so direkt bei der Züchtung nicht angekommen zu
sein. Jedenfalls spielte das in Ihrem Vortrag keine Rolle.
Vielleicht kann ich dann gleich mal den ersten Starter geben: Sehen
Sie denn eigentlich in der Grünen Gentechnik für sich ein Potential?"
Martin Breun, Saatzucht Breun GmbH: "Sie meinen für mich als
Unternehmen? Da muss ich sagen: Nein! Das hat zwei Gründe. Zum einen
die Kosten. Die Gentechnik, wenn man ein transgenes Produkt auf den
Markt bringen will, muss man mit 15 Mio. Euro Kosten rechnen. Das
Lizenzvolumen für Winterweizen in Deutschland sind 27. Mio. Euro.
Das ist dann eine sehr knappe Rechnung, wenn man da wirklich die
Kosten wieder reinholen will. Und das zweite ist der Endverbraucher
ist unser Kunde - und der lehnt das Produkt ab am Ende. Die Technik
an sich, vor der hab ich keine Angst. Ich hab Angst bei der
Gentechnik vor Monsanto und vor den multinationalen Konzernen, weil
die werden das Rad am Ende drehen. Und die mittelständische
Züchtung, die bisher eigentlich der Landwirtschaft die Erträge
hochgehalten hat, die wird aussterben. Und das Züchtersterben in
Deutschland findet im Moment statt. Pro Jahr werden im Moment ein
bis zwei Züchterhäuser an Konzerne verkauft."



Wissenschaftler hetzt gegen Biolandwirtschaft
Auf der FOR-PLANTA-Tagung (siehe oben) hat auch Karl-Heinz Kogel
geredet, der Gentechnikprofessor aus Gießen, der dort (zusammen mit
Uwe Sonnewald) das Feld mit transgener Gerste anlegen ließ. Sein
Hauptthema am 16.11. war auch ganz erstaunlich, nämlich der
Vergleich Ökolandbau - konventioneller Landbau: "dass wir auch hier
eine vollkommen fehlgesteuerte Risikowahrnehmung haben. ... Auch in
der organischen Produktion verwendete Pestizide wie Kupfer sind mit
hohem Umweltrisiko behaftet und müssen mittelfristig vom Markt
genommen werden. Meine Hypothese, dass der Schlüssel zu einer
nachhaltigen, umweltverträglichen, landwirtschaftlichen und gesunden
Lebensmittelproduktion nur durch klassische Züchtung und moderne
Pflanzenzüchtung möglich ist. Züchtung inklusive ihrer
biotechnologischen Potentiale ist meiner Meinung nach die einzige
sanfte Technik, die ohne negative Umweltwirkung sichere Lebensmittel
gewährleistet ... meiner Meinung ist es eindeutig, dass die
geringsten Umwelteffekte durch moderne Pflanzenzüchtung und im
Grunde auch durch grüne Gentechnik, und nicht durch Bio-Pestizide
und dergleichen. ... Der öffentliche Streit um die Erkenntnisse der
modernen Biologie ist ein Nebenkriegsschauplatz, der die
tatsächlichen Risiken der Agrarproduktion komplett ignoriert."



Schwacher Auftritt einer BUND-Funktionärin
Auf einer Tagung in Bayern sprach die BUND-Agrogentechniksprecherin
Martha Mertens über Koexistenz. Im Anschluss stellte als eher platte
Propagandistin des BDP bekannte Kerstin Mönch eine ebenfalls eher
platte Nachfrage: Wie es denn mit der Koexistenz bei Versuchsfelder
aussehen würde? Die Antwort wäre ein Leichtes gewesen, denn es sind
viele Auskreuzungsfälle von Versuchsfeldern bekannt, allen voran der
LL601-Reis. Doch die BUNDlerin bewies, dass sich der Verband
offenbar weiterhin nicht mit der deutschen Gentechnik (die sich
hinter der Fassade von Versuchsfeldern verstecken) beschäftigt. Sie
antwortete nämlich, dass sie dazu nichts sagen könne. Unfassbar.
Drei Jahre fordern viele GentechnikkritikerInnen, darunter auch
viele BUND-Basisgruppen, dass sich die Spitzenleute des Verbandes
endlich mit dem befassen, was in Deutschland tatsächlich draußen in
der Landschaft passiert. Aber die Apparate wirken beratungsresistent
- wie Firmen und Politik!



Ab sofort: Wir sammeln InteressentInnen für das nächste
InnoPlanta-Forum 2012
Jedes Jahr ist es der größte Treffpunkt der Gentechnik-Seilschaften.
Am ersten Montag (plus eventuell Folgetag) lädt InnoPlanta nach
Üplingen. Bislang gab es Protest vor allem von kleinen, unabhängigen
Aktionsgruppen. Mit vielen Menschen ließe sich ein beeindruckendes
Symbol erzeugen: Sie sollen nach Hause gehen. Sie und ihre
Profitgier braucht niemand. Wer Interesse hat am Mitmachen bei einer
größeren Aktion, wo es denen auch wirklich mal weh tut, sollte sich
jetzt schon melden. Wir halten Euch auf dem Laufenden ... Kontakt
über die Projektwerkstatt, Tel. 06401/903283,
saasen@projektwerkstatt.de und über www.gentech-weg.de.vu.



Franziska ist wieder draußen
Die bei vielen Anti-Atom- und Anti-Gentech-Aktionen beteiligte
Franziska Wittig ist am 21.12. nach zweieinhalb Monaten Knast
entlassen worden. Der Staat sperrte sie ein, weil sie sich vor
einigen Jahren erfolgreich vor einen Castor legte. Infos unter
http://knast.blogsport.de.



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WEITERE NACHRICHTEN ZUM THEMA

Studie von NABU & Co.: Agro-Gentechnik hilft nix
Angepriesen als Wundermittel für Ertragssteigerungen und Waffe gegen
den Welthunger, hat sich die Gentechnik in der Landwirtschaft nach
Erkenntnissen der neuen Studie „The GMO emperor has no clothes“ als
das genaue Gegenteil erwiesen. Der NABU stellte den Report am 7.12.
in Berlin vor. Der ist lesenswert. Peinlich allein das
Weiterverfolgen der Anbiederungsstrategie in Deutschland: Der NABU
stellte seine Studie ausgerechnet mit Renate Künast zusammen vor -
also der Ex-Verbraucherministerin, die in ihrer Amtszeit ihre Ämter
und Institute genau diese Technik vorantreiben ließ. Aber die Eliten
halten halt überall zusammen, auch in politischen Bewegungen. Eine
Hand wäscht die andere: Zugang zu Macht und Geld für den Nabu, gute
Presse für die Grünen ... mehr unter
www.nabu.de/themen/gentechnik/studien/14404.html



gv-Raps in der vermeintlich gentechnikfreien Schweiz
Der Anbau von Gentechnik-Pflanzen ist in der Schweiz verboten.
Dennoch wurde gentechnisch veränderter Raps gefunden, der wild an
einem Bahndamm wuchs. Wahrscheinlich gingen die Samen beim Transport
mit Güterwagen verloren und säten sich dann unkontrolliert aus.
Mehr: www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/24938.html



Anti-Gentechnik-Demo versperrt KWS-Eingang
Die Aktionäre der KWS wurden bei der heutigen Hauptversammlung von
rund 100 Demonstrantinnen und Demonstranten begrüßt, die gegen die
Gentechnik-Politik des Saatgutkonzerns protestierten. Mit einer
Sitzblockade wurde der Haupteingang versperrt, und die KWS-Aktionäre
mussten durch die Hintertür ins Gebäude. „Gentechnik durch die
Hintertür“ war dann auch der Aufhänger der Aktion. Mehr auf
www.kws-gentechnikfrei.de



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ZUM NACHDENKEN

Es ist ja immer noch so, dass die Versuchsfelder von Grünen,
Umweltverbänden usw. nicht beachtet oder zum Teil sogar gewollt
werden (Losung ist dann: Gegen Anbau, für Forschung). In einer Art
Geschichtsbuch der Umweltbewegung erinnert Joachim Radkau bezüglich
der Atomkraft an die ersten Jahre. Auch dort waren es nicht die
Konzerne, sondern der Staat und vor allem die Wissenschaft, die die
Sache vorantrieb. Die Konzerne kamen erst hinzu, als das Ganze
wirtschaftlich lukrativ wurde. Bei der Agrogentechnik wiederholt
sich das nun - und die Protestbewegung schläft überwiegend ...
Hier das Zitat aus Radkau, Joachim (2011): "Die Ära der Ökologie",
C.H. Beck in München (S. 382):
"Wer jedoch die Geschichte kannte, musste wissen, dass gerade der
größte deutsche Stromproduzent, RWE, bis in die späten 1960er Jahre
den Einstieg in die Kernenergie eher gebremt hatte, und zwar in
einer Weise, die in der Bundesregierung Ärger auslöste. Historisch
betrachtet, stand am Anfang der Kernenergieentwicklung die
Wissenschaft, nicht die Energiewirtschaft. Erfahrene
Kraftwerksingenieure standen der Kerntechnik lange Zeit
zurückhaltender gegenüber als die Theoretiker der Atomphysik, die
nicht zu verantworten hatten. Hauptakteur war in den 70er Jahren
offensichtlich eine "Community", die sich quer durch Wirtschaft,
Wissenschaft und Staatsverwaltung zog."



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VORTRÄGE ZU GENTECHNIK-SEILSCHAFTEN

Es gibt einige Planungen vor allem für den Vortrag "Monsanto auf
Deutsch" fürs neue Jahr. Es sind aber überall noch weitere
Vortragsabende möglich. Wer Interesse hat, sollte sich melden!!!

Samstag, 21.1. ab 11.30 Uhr in Berlin: Bundesweite Demo "Wir haben
es satt!" (www.wir-haben-es-satt.de)

Montag, 23.1. um 13 Uhr auf der Grünen Woche (Bühne in
Ausstellungshalle 6.2a): Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch -
Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"
*Rundherum noch Termine in Berlin und Umgebung (auch Sachsen-Anhalt
und Südniedersachsen möglich!


Montag, 6.2.2012 am Verwaltungsgericht Aachen (13 Uhr,
Adalbergsteinweg 92, Sitzungssaal A 2.001, Haus A, 2. OG): Streit um
die Frage der Akteneinsicht zum Gentechnikförderungsprogramm
BioSicherheit der Bundesregierung (Klage richtet sich gegen das PTJ
am Forschungszentrum Jülich, die die Gelder verteilen)
*Rundherum noch Termine in NRW möglich!

Tour Baden-Württemberg/Schweiz rund ca. 8.-14.2: Wer hat Lust auf
Veranstaltungen, u.a. die Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch -
Seilschaften zwischen -Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"?
Bitte melden ...

Ende Februar 2012 durch Schleswig-Holstein: Vortragstour mit der
Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen
Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen" (nähere
Orts-/Zeitangaben folgen; zum Inhalt siehe 19.4.)
*27.2.2012, 19.30 Uhr in Mölln, Stadthauptmannshaus (Hauptstr. 150)
*dann weitere Termine in S-H möglich, u.a. in Planung: Kiel, Itzehoe
*1.3.2012 in Husum, Speicher


Weitere Touren (auch da noch Termine möglich):
*Ende März durch Bayern und Österreich
*Mitte April: Sachsen


Zum Abschluss dann ein netter Pressetexte über einen der Vorträge in
Bayern (nur an einer Stelle kam die Reporterin durcheinander: Im
Werbefilm tritt Genehmigungsbehördenchef Buhk auf, nicht Schiemann):

Aus dem Donaukurier am 9.12.2011
Ein Rebell gegen die geballte Gentechnik-Lobby
Es ist eine David-gegen-Goliath-Geschichte. Doch um die geht es
nicht, sie fließt nur in gelegentlichen Randbemerkungen ein, wenn
der Agrogentechnikgegner von zahllosen Gerichtsverfahren erzählt,
die nicht selten zu seinen Gunsten ausgingen. Ein halbes Jahr hat er
im Gefängnis gesessen, nachdem er ein Versuchsfeld mit transgener
Gerste der Uni Gießen „befreit“ (so sagt er selbst), beziehungsweise
„zerstört“ (so sieht es die Gegenseite) hatte.
Bergstedt hat beeindruckendes Material dabei. Bei seinen Thesen zur
Verflechtung von Gentechnik-Unternehmen, Genehmigungsbehörden,
Forschungsinstituten und Lobbyverbänden stützt er sich vor allem auf
Aussagen seiner Gegner.
„Sie wissen es alles selbst, deshalb weigere ich mich, weiter mit
ihnen zu diskutieren, denn niemand hat eine andere Meinung als ich“,
sagt er, als er aus einem Antrag der Firma Monsanto zitiert, in dem
es heißt: „Die Möglichkeiten, eine Pflanze durch gentechnische
Veränderungen zu verbessern, sind gering“. Effekte auf Pflanzen und
Reaktionen der Umwelt seien nicht vorhersehbar, liest das staunende
Publikum weiter. Die Erklärung: Das Zitat stammt laut Bergstedt aus
einem Antrag für konventionelles Saatgut.
Bei genauerem Hinsehen zeige sich, dass es vor allem der Staat
selbst sei, der die Agrogentechnik vorantreibe, behauptet der
Redner, der darin keine Bekämpfungsmöglichkeit gegen Hunger sieht,
sondern schlicht einen „neuen Baustein, die Landwirtschaft zu
unterwerfen, wie das Aufkaufen von Land in armen Ländern,
Nachbaugebühren und Futtermittelimport“. Agrogentechnik diene nicht
einer selbstbestimmten, sondern einer industriellen Landwirtschaft.
Die größte Lüge aber sei, dass an allen Feldern Umweltauswirkungen
erforscht würden. Das erziele einen hohen Propagandaeffekt, sei ein
„Weichmacher der Gentechnikkritik“.
Bergstedt nennt Namen, die überall auftauchen. Forscher genehmigen
auf Umwegen ihre eigenen Versuchsfelder oder im Austausch die der
Kollegen, ähnlich liefe es bei Fördermitteln. Bergstedt zeigt einen
Werbefilm der Industrie, in dem Joachim Schiemann, Leiter des
Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen, Julius-Kühn-Institut
(JKI), und somit laut Bergstedt „höchstrangigster Beamter in
staatlicher Gentechnikforschung“, für Agrogentechnik wirbt.
„Schiemann ist Treuhänder des Fraunhoferinstituts, in
Lobbyorganisationen aktiv, war zeitweise sogar Präsident, ist in
Genehmigungsbehörden und bei Geldgebern tätig“, zählt Bergstedt auf.
„Eine fantastische Situation, er vergibt sich selbst Gelder, hat
kurze Dienstwege von Synapse zu Synapse.“
In Personalunion unterwegs sei auch Kerstin Schmidt, die sich in
diversen Kleinunternehmen als Geschäftsführerin im Impressum findet
– alle zudem unter gleicher Adresse. Eine Originaltonaufnahme von
ihr auf einer Führung im firmeneigenen Gentechnik-Schaugarten und
ein Foto des „amtlich anerkannten und vorgeschriebenen Nagerzaunes“
in Form eines banalen Kaninchendrahts hat der Referent ebenfalls
mitgebracht. Auf den Einwand der Schaugartenbesucher, da kämen Mäuse
ja leicht durch, antwortete Schmidt nur: „Und wenn schon, was soll
da passieren“
Bergstedt brandmarkt die Universitäten als „Hochburgen der
Gentechnik“, das Bundesforschungsministerium habe den Lobbyverband
Innoplanta mit 20 Millionen Euro für Werbemaßnahmen unterstützt, das
Bundesamt für Verbraucherschutz weise eine Genehmigungsrate von 100
Prozent bei Agrogentechnik auf, verweigere Verbrauchern aber die
Akteneinsicht. Die hat sich der Rebell gerichtlich erkämpft, andere
Behörden und Institute verwehrten Transparenz weiterhin.
Um keine Ohnmachtsgefühle im Auditorium zu erzeugen, hatte Bergstedt
noch ein paar Ideen mitgebracht, was unternommen werden könne. Er
warb für Felderbefreiung, Gegensaat und Kreativität. „Lasst eure Wut
zu buntem Widerstand werden“, schloss der Ökoaktivist, den die
Bündnisse Zivilcourage und die Interessengemeinschaft Tiergesundheit
(IggT) eingeladen hatten.


P.S. Wie immer das Nachwort: Von der Broschüre „Organisierte
Unveranwortlichkeit“ und dem Buch „Monsanto auf Deutsch“ sind noch
genügend Bestände vorhanden. Bestellungen über das Infoformular auf
unserer Internetseite www.biotech-seilschaften.de.vu, unter
www.aktionsversand.de.vu oder in der Projektwerkstatt. Da andere
Verlage – teilweise mit erstaunlich widerlichen Unhöflichkeiten –
die brisanten Botschaften nicht verlegen wollten, wird „Monsanto auf
Deutsch“ wohl erstmal die einzige Enzyklopädie der
Agrogentechnik“mafia“ bleiben.
Neu ist, dass wir eine ganz Reihe interessanter Filme zum Ausleih
anbieten für spannende Veranstaltungsabende - gern auch zusammen mit
einer Bücherkiste für einen thematisch passenden Büchertisch. Auch
hier alles Infos auf der Bestellseite www.aktionsversand.de.vu.

Und: In der Projektwerkstatt und anderen Aktionshäusern sind immer
wieder Sachspenden gefragt. Auf der Seite
www.projektwerkstatt.de/gesucht findet Ihr eine Liste. Wer was
Passendes übrig hat ... wir freuen uns!!!

--
Verfasst in der
Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax -5, 01522-8728353
Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen)
www.projektwerkstatt.de/saasen
++ Tagungshaus ++ politische Werkstätten ++ Archive und
Bibliotheken ++ Direct-Action-Plattform ++ Bahnanschluß ++
ReferentInnenangebote ++ Sachspenden gesucht: Was gerade fehlt,
steht immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht ++

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