Mittwoch, 9. September 2009

Reichstagsbrand

Geschichte erscheint mir zunehmend was relatives, relativiert von den aktuellen Interessen derjenigen, die sie schreiben - von Objektivität keine Spur, Tatsachen werden verdreht bis zur Unkenntlichkeit, je mehr man in Originalquellen hereinschnuppert...

Ein älteres Beispiel ist hier sicher die Person Marinus van der Lubbe, ein niederländischer Anarchist, der versuchte, mit dem Reichstagsbrand ein "Fanal" zu setzen gegen die Nazis. Herausgekommen ist da dank der Geschichtsklitterung gerade auch der Kommunistischen Internationale eine Liebesbeziehung zu einem SA-Mann, der den Marinus zu der Tat angestiftet haben soll... damit die Nazis einen willkommenen Anlass finden, die KPD zu verbieten, die Gewerkschaften zu verbieten, die Kommunisten zu internieren etc. etc. Nun hätte diese Regierung den Reichstagsbrand dazu genauso wenig gebraucht, wie die Schroeder-Regierung den Florida-Rolf zur Einführung der Hartz-Gesetze...

Vor längerer Zeit habe ich ein kleines Büchlein über Marinus van der Lubbe gelesen. Demnach wäre dieser sein Leben lang in der Weltgeschichte herumgereist, hätte zeitweise eine Freundin in Serbien gehabt, wäre nur einmal im Monat in Leiden/ Niederlande aufgetaucht, um seine Stütze abzuholen... Als die Nazis die Macht ergriffen hatten, "legal", versteht sich, fragte Marinus an einem Berliner Arbeitsamt die Arbeiter in der Schlange davor, ob sie vielleicht vorhätten, etwas gegen die neue Regierung zu unternehmen. Als das verneint wurde, ging Marinus hin und kaufte ein Päckchen Streichhölzer. Damit zündete er dann den Reichstag an...

Ein wenig von der Stimmung, die Isolationshaft und politische Folter erzeugen (in den Wahnsinn treiben, um einem politischen Gefangenen die Verteidigung unmöglich zu machen), fand ich auch in jenem alten DDR-Buch wieder, "Dimitroff contra Göring" von Alfred Kurella, Dietz Verlag Berlin 1964. Georgi Dimitroff war nicht nur kraft seiner Persönlichkeit der "Held von Leipzig", im Prozeß gegen Van der Lubbe, sondern auch, weil er für einen 180gradigen Kurswechsel der Politik der Komintern stand: weg von der Charakterisierung der Sozialdemokratie als "Sozialfaschisten", hin zu einer Strategie der Volksfront, was dann letztlich zur Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED führte, in der späteren DDR...

Nun also einige Auszüge aus Kurellas Buch (S.287ff.):

"Schon beim Lesen der Anklageschrift hatte sich Dimitroff die Frage gestellt: Wie konnte es kommen, daß van der Lubbe von nationalsozialistischen Kreisen für die Beteiligung an der Reichstagsbrandstiftung gewonnen wurde? Als dann der Prozeß begann, mußte er mit Bedauern feststellen, daß der Hauptangeklagte die Verhandlung sozusagen gar nicht mitmachte. Fast während der ganzen Zeit saß er in halb bewußtlosem Zustand, mit hängendem Kopf vor sich hinstierend, auf seinem Platz. Auf die meisten Fragen antwortete er nur mit "ja", "nein", "vielleicht", "das kann ich nicht sagen". Er verstand die Fragen gar nicht, wie er überhaupt den Prozeß nicht verstand. Er wußte nicht, was die Anklageschrift eigentlich enthielt. Nur zweimal, am 13. und am 23.November, wachte er zeitweise aus seinem apathischen Zustand auf und begann zusammenhängend zu reden.

Beide Male versuchte Dimitroff durch seine Fragen so viel wie möglich aus dem Holländer herauszuholen. Das ganze Verhalten und die Antworten des Hauptangeklagten während dieser Vernehmungen, besonders der vom 23. November, hatten etwas Bedrückendes, fast Tragisches, aber sie waren für die Sache äußerst aufschlußreich. Einige Auszüge aus den Protokollen mögen zeigen, welche Mühe Dimitroff sich gab, um van der Lubbe im Interesse der Sache und in seinem eigenen Interesse zum Reden zu bringen.

Zu Beginn der Sitzung vom 13. November wurde zuerst der Wanderbursche Müller über seine angeblichen Begegnungen mit van der Lubbe und dem Wanderburschen Organistka im Oktober 1932 vernommen. In diesem Abschnitt der Verhandlungen war van der Lubbe noch verschlossen wie immer und gab auf die vielen an ihn gerichteten Fragen die üblichen lakonischen oder nichtssagenden Antworten. Sein Verhalten änderte sich plötzlich während der Aussagen des Friseurmeisters Grawe aus Hennigsdorf. Nach einer Gegenüberstellung Grawes mit van der Lubbe, bei der Grawe den Holländer sofort "erkannte", van der Lubbe den Friseurmeister aber nicht, begann die Befragung van der Lubbes, während der er nach und nach "erwachte".

Präsident: "Van der Lubbe, sind Sie an dem Vormittag des Sonntag oder Montag - Montag war ja der Brandtag - in dem Vorflur des Zeugen Grawe, der eben vernommen ist, gewesen?"

Van der Lubbe: "Das kann ich nicht sagen."

Präsident: "Das müssen Sie doch wissen."

Van der Lubbe: "Nein."

Präsident: "Wo sind Sie denn am Sonntag vormittag gewesen?"

Van der Lubbe: "Bei den Nazis."

Grawe: "Na ja, da ist er ja bei mir gewesen. Ich bin ja einer."

Dolmetscher: "Erst hat er gesagt 'bei den Nazis`, und eben hat er noch gesagt `bei Spandau`."

Präsident: "Also was hat er zuerst gesagt?"

Dolmetscher: "Bei den Nazis."

Präsident: "In Hennigsdorf?"

Van der Lubbe: "Nein."

Präsident: "Sondern?"

Van der Lubbe: "Vor Hennigsdorf."

Präsident: "Wie heißt der Ort?"

Van der Lubbe: "Spandau."

Präsident: "Ist es nicht richtig, daß Sie bei dem Zeugen Grawe gewesen sind?"

Van der Lubbe: "Ich denke, nein."

Präsident: "Ja, was ist denn nun richtig, van der Lubbe? Sie haben eben gesagt, Sie wären im Haus des Zeugen Grawe gewesen und hätten dort mit einer Gruppe Menschen zusammengestanden. Ist das richtig?"

Van der Lubbe: "Ja."

Präsident: "Wie kamen Sie denn dazu, mit den Leuten zu sprechen?"

Van der Lubbe: "Es handelt sich darum, daß ich um etwas Essen bat."

Präsident: "Hatten Sie in Hennigsdorf jemand gekannt? Hatten Sie da Bekannte?"

Van der Lubbe: "Nein."

Dr. Werner: "Hat er bei der Demonstration in Spandau mit irgend jemand gesprochen?"

Van der Lubbe: "Ja."

Dr. Werner: "Mit wem?"

Van der Lubbe: "Mit einem jungen Mann."

Dr. Werner: "Was haben Sie mit dem gesprochen? War das auch ein Nationalsozialist?"

Van der Lubbe: "Das kann ich nicht sagen."

Dr. Werner: "Was haben Sie mit ihm gesprochen?"

Van der Lubbe: "Über die Versammlung..."

Dr. Werner: "Ja was dann?"

Van der Lubbe: "... die dort stattfand."

Hier mischte sich zum erstenmal Dimitroff ein.

Dimitroff: "Herr Präsident! Ist van der Lubbe allein von Berlin nach Spandau gefahren oder mit jemand anders?"

Präsident: "Sind Sie allein von Berlin nach Spandau gefahren oder gegangen?"

Van der Lubbe: "Ja."

Dimitroff: "Ist er von dieser Naziversammlung oder Nazidemonstration in Spandau mit jemand anderen nach Hennigsdorf gegangen oder gefahren?"

Präsident: "Sind Sie von Spandau nach Hennigsdorf mit jemand anders zusammengegangen?"

Van der Lubbe: "Nein."

Dimitroff: "Bei früheren Vernehmnugen hat meiner Erinnerung nach van der Lubbe auf seine Art, ja und nein, hier ausgesagt, daß er sich in Hennigsdorf oder im Hennigsdorfer Asyl mit zwei anderen Leuten bekannt gemacht hat."

Präsident: "Das ist schon festgestellt. Wieviel Leute waren außer Ihnen im Asyl, van der Lubbe, oder wer war außer Ihnen im Asyl?"

Van der Lubbe: "Verschiedene."

Präsident: "In dem Buch steht nur einer, wer war noch drin?"

Van der Lubbe (nach anfänglichem Schweigen): "Auch ein Wanderer."

Dimitroff: "Hat er mit dem einen gesprochen?"

Van der Lubbe: "Nein."

Dimitroff: "Hat er mit dem Beamten vom Asyl gesprochen?"

Van der Lubbe: "Nein."

Dimitroff: "Hat er außer mit diesem Beamten mit jemand anders gesprochen?"

Van der Lubbe: "Nein."

Dimitroff: "Ist er am nächsten Morgen allein nach Berlin gefahren oder mit jemand anderem?"

Van der Lubbe: "Allein."

Dimitroff: "Gott sei Dank spricht er jetzt ein bißchen mehr. Vielleicht können wir weiter Fragen stellen."

Dr. Bünger begann wieder unsicher zu werden und wandte sich lieber dem Zeugen Grawe zu. Nach ein paar Fragen und Antworten griff Dimitroff ein.

Dimitroff: "Der Zeuge hat auf ihre Frage geantwortet, daß Hennigsdorf damals als eine Hochburg der Kommunisten bekannt gewesen ist. So habe ich es verstanden. Im Zusammenhang damit frage ich weiter, ob damals im Februar 1933 in Hennigsdorf nicht auch viele Nationalsozialisten, SA-Männer und andere solche Angehörige der NSDAP gewohnt haben?"

Präsident: "Das ist ein relativer Begriff. Waren damals viele Nationalsozialisten in Hennigsdorf?"

Van der Lubbe (beantwortet irrtümlich noch eine an den Zeugen gerichtete Frage): "Nein."

Präsident: "Ich habe eben nicht gehört: Was haben Sie gesagt?"

Van der Lubbe: "Es sind dort schon Nationalsozialisten gewesen."

Präsident: "Welche, das ist klar!"

Dimitroff: "Er weiß Bescheid!"

Präsident: "Lassen Sie Ihre Zwischenbemerkungen! - Waren denn in Hennigsdorf viele Kommunisten?"

Van der Lubbe: "Nein, die habe ich nicht gesehen."

Präsident: "Sie haben eben gesagt, daß Nationalsozialisten da gewesen wären. Woher wissen Sie denn das?"

Van der Lubbe: "Weil ich sie dort gesehen habe."

Präsident: "In Uniform wahrscheinlich?"

Van der Lubbe: "Ja."

Dimitroff: "Ich stelle eine Frage an van der Lubbe und möchte den Herrn Präsidenten bitten, diese Frage auch in die holländische Sprache übersetzen zu lassen. Meiner Überzeugung nach ist die Brücke zwischen van der Lubbe und dem Plenarsaal des Reichstages..."

Präsident: "Das sollten Sie nicht sagen, denn dadurch könnte die objektive Aussage des Angeklagten beeinflußt werden."

Dimitroff: "Die Brücke ist über Hennigsdorf..."

Präsident: "Sie sollen die Frage stellen! Haben Sie das nicht gehört?"

Dimitroff: "Deswegen frage ich van der Lubbe: Ist es nicht richtig und kein Zufall, daß er am 26.Februar in Hennigsdorf übernachtet hat?"

Präsident: "Sie sollen keine Suggestivfragen stellen. Und das war eine. Aus welchem Grunde, van der Lubbe, sind Sie nach Hennigsdorf gegangen und haben dort übernachtet?"

Van der Lubbe: "Weil ich da gut schlafen konnte." (Heiterkeit.)

Präsident: "Weil Sie da gut schlafen konnten? War das billiger? - Ich muß aber die Zuschauer dringend bitten, sich bei dieser wichtigen Vernehmung ganz ruhig zu verhalten."

Dimitroff: "Ich frage weiter. Er ist dort gewesen, weil man dort gut schlafen konnte, so hat er geantwortet. Ist es aber richtig, daß er von dort nach Berlin gefahren ist und am 27.Februar abends hier im Reichstag an dieser Brandlegung persönlich teilgenommen hat?"

Präsident: "Die Brandstiftung hat er doch selbst verursacht."

Dimitroff: "Teilgenommen! Ich wiederhole meine Frage!"

Präsident: "Ich will noch einmal fragen: Haben Sie die Brandstiftung ausgeführt?"

Van der Lubbe: "Ja."

Präsident: "Allein?"

Van der Lubbe: "Ja."

Präsident: "Es hat Sie auch niemand dazu veranlaßt?"

Van der Lubbe: "Nein."

Dimitroff: "Ist es nicht richtig, daß mit diesem Verhalten von van der Lubbe in der ganzen Vernehmung, in der Hauptverhandlung, wo er nicht klar und deutlich gesprochen hat..."

Präsident: "Ruhe! Sie sollen nicht immer so aufbrausen. Wenn Sie überhaupt etwas sagen wollen, so sagen Sie es gemäßigt und ruhig. Das ist eine Beeinflussung dessen, der hier etwas zu sagen hat. Es ist vielleicht auch beabsichtigt."

Dimitroff: "Ich protestiere."

Präsident: "Jedenfalls wirkt das suggestiv."

Dimitroff: "Wenn in einem solchen Prozeß: Lubbe und Genossen, ich hier als Genosse von van der Lubbe stehe, dann bin ich wirklich ein bißchen unruhig."

Nach ein paar belanglosen Fragen von anderer Seite wurde die Vernehmung van der Lubbes abgebrochen.

Das zweite "Erwachen" van der Lubbes erfolgte am 23.November. Während der Aussagen des Zeugen erhob sich van der Lubbe und begann hastig und fließend auf holländisch zu sprechen.

Van der Lubbe: "Wir haben jetzt dreimal den Prozeß gehabt. Einmal in Leipzig, das zweitemal in Berlin und jetzt das drittemal in Leipzig. Ich möchte wissen, wann das Urteil ausgesprochen und vollstreckt wird. Ich habe den Reichstag angesteckt, aber was dazu gekommen ist, ist noch etwas anderes. Und nun will ich fragen, wann das Urteil kommt."

Präsident (zu Lubbe): "Es liegt an Ihnen, den Prozeß zu beschleunigen, wenn Sie mit der Sprache herauskommen, wer ihre Mittäter sind."

Van der Lubbe: "Die anderen Angeklagten sind doch anwesend. Sie sagen selbst, daß sie nichts zu tun haben mit dem Prozeß und mit der Brandstiftung. In den acht Monaten, wo ich in Haft war, ist doch alles deutlich geklärt, wo ich mich aufgehalten habe, wie ich es gemacht habe."

Dr. Werner: "Ich bitte, ihn ganz deutlich zu fragen, ob er irgendeinen Helfer hatte oder die Tat allein ausführte?"

Präsident: "Van der Lubbe, das Gericht kann ihnen Ihre Angaben nicht glauben, daß Sie es allein gemacht haben, zumal nach den Angaben der Sachverständigen. Nun sagen Sie uns doch, mit wem Sie es gemacht haben, wer Sie dabei unterstützte."

Van der Lubbe: "Ich allein. Die anderen, Dimitroff und Popoff, haben es nicht gemacht."

Dr. Seuffert: "Und Torgler?"

Van der Lubbe: "Torgler auch nicht. Sie haben doch alle selber gesagt, daß sie nichts damit zu tun haben. Das ist doch jetzt bekannt. Die Entwicklung des Prozesses geht verkehrt. Ich bin der Angeklagte und will mein Urteil haben. Ich will jetzt 20 Jahre Gefängnis oder den Tod. Ich bin hier in einen Symbolismus hereingekommen, mit dem ich nicht einverstanden bin. Ich bin jetzt acht Monate in Haft. Das mit dem Essen und mit den Kleidern gefällt mir nicht. Ich will gewöhnliche Kleidung und Gefängnis haben."

In dieser Weise ging es noch eine Weile weiter. Van der Lubbe bestand darauf, der alleinige Täter zu sein und verlangte ein Urteil. Schließlich griff Dimitroff wieder ein.

Dimitroff: "Lubbe hat hundert Mal vor Gericht gesagt, daß er die Tat allein ausführte, ohne Komplicen. Vorhin hat er das wiederholt."

Van der Lubbe (unterbrechend): "Hundert Mal? Ich tue es jetzt zum ersten Mal."

Dimitroff: "Mit Recht hat der Herr Präsident betont, daß er diese komplizierte Brandlegung nicht allein durchführte."

Van der Lubbe (unterbrechend): "Er ist nicht kompliziert, der Brand, sondern ganz einfach. Was drumherum geschieht, das ist kompliziert. Aber nicht der Brand selber."

Präsident: "Was meint er mit dem Drumherum?"

Van der Lubbe: "Das Anlegen des Brandes nenne ich die Tat als solche. Die Schuldfrage heißt, was drumherum ist. Das muß man wieder herstellen und muß mich zu Gefängnis verurteilen."

Präsident: "Warum haben Sie den Reichstag angesteckt?"

Van der Lubbe: "In einigen Minuten kann ich das nicht erklären. Ich habe das einfach aus persönlichen Gründen getan."

Dimitroff: "Meiner Auffassung nach ist Lubbe bewußt oder unbewußt mit den Feinden der deutschen Arbeiterklasse und des Kommunismus zusammengekommen und diese führten den Brand mit ihm durch. Er kennt vielleicht persönlich nicht diejenigen, die den Brand vorbereiteten..."

Hier unterbrach Dr. Werner Dimitroff ungewöhnlich scharf, und der Präsident erklärte, daß jetzt nicht Zeit für Plädoyers sei und Dimitroff nicht die Untersuchung zu führen habe.

Van der Lubbe (unterbrechend, heftig): "Ich kann bloß damit einverstanden sein, daß ich den Brand allein gemacht habe. Mit dem Prozeß kann ich nicht einverstanden sein. Das was hier geschieht, ist ein Verrat an der Kommunistischen Partei, der Polizei, der Nationalsozialistischen Partei und Der Menschheit. Ich will Gefängnis oder Todesstrafe. Den Kampf im Gefängnis kann ich nicht weiterführen. Ich kann es nicht allein aushalten."

Nach diesem heftigen Ausfall begann Lubbe sichtlich zu verfallen.

Präsident: "Was tat er am letzten Tag?"

Dr. Werner (unterbrechend): "Was meinte er eben? Sagte er: Verrat auch an der Kommunistischen Partei?"

Dr. Seuffert: "Er meinte, man richte falsche Vorwürfe gegen beide Parteien."

Dolmetscher (wiederholt die Übersetzung): "Was hier geschieht, ist Verrat an der Menschheit, Polizei, Kommunistischen Partei und Nazipartei. Der Kampf im Gefängnis ist ein verräterischer Kampf. Den kann ich nicht allein weiterführen."

Van der Lubbe (schon ganz schwach und fast unverständlich): "Ich meine die Stimmungen meines früheren Lebens und die Hindernisse durch die Beamten. Damit kann ich mich nicht einverstanden erklären."

Man gönnte dem Erschöpften eine Pause. Wieder vorgerufen, begann van der Lubbe zu sprechen.

Van der Lubbe: "Ich habe Stimmen in meinem Körper..."

Präsident: "Wollen Sie lieber holländisch oder deutsch sprechen?"

Van der Lubbe: "Ich kann nichts sagen. Ich bin eben unten gewesen. Ich habe Stimmen in meinem Körper, in meiner Brust."

Präsident: "Was sagen Ihnen diese Stimmen?"

Van der Lubbe: "Nur was los ist, wie lange die Pause dauert..." (lacht)

Präsident: "Sprechen Sie jetzt holländisch, aber nicht so lange Sätze."

Van der Lubbe: "Die Stimmen in mir..."

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